Pfarrerin Mónica Hillmann

Mónica Hillmann ist Pfarrerin der IERP in Uruguay und war GAW-Stipendiatin im Jahr 2006/07. Sie betreut nicht nur die Gemeinde in Nueva Helvecia, sondern auch das Altenheim mit dem schönen Namen „Frauenverein“. Gegründet wurde das Heim im Jahr 1909 von der Gemeinde der deutschen Einwanderer, genauer gesagt von ihrem Frauenverein. Heutzutage ist die Gemeinde spanisch-sprachig.

In Uruguay galten weniger strikte Regeln als im Nachbarland Argentinien, das sich seit einem halben Jahr praktisch im Lockdown befindet. Gleichzeitig gibt es im kleinen Uruguay auch nicht so viele Covid19-Erkrankte. Dennoch galten die Altenheime auch hier als besonders gefährdete Orte. Das Altenheim „Frauenverein“ war lange Zeit für Besuch geschlossen. Die Bewohnerinnen und Bewohner durften das Gelände nicht verlassen, außer für Arztbesuche. Gemeinschaftsaktivitäten wie Chor, Gymmastik und Basteln waren abgesagt. „Für die älteren Menschen war das schwer zu verstehen“, sagt Pastorin Hillmann. 

Eine ältere Dame telefoniert im Heim „Frauenverein“

mit ihrer Familie, Foto: Daniela Hernandez

„Seit einigen Wochen sind Besuche aber wieder möglich, mit Abstand, Maske und draußen. Die Wiedersehensfreude war groß. Die Bewohner baten mich als Pastorin, sie nach sechs Monaten auch endlich einmal wieder zu besuchen. Es bestand ein großes Bedürfnis zu erzählen, was in der Zeit geschehen war, Fragen zu stellen, zu beten und auch zu umarmen und zu
küssen – obwohl dies nicht erlaubt ist. 

Angesichts dieser Erfahrungen frage ich mich: Gibt es
Gesundheit nur im physischen Sinne? Welche Rolle spielen in einem gesundheitlichen Notfall
die emotionalen und spirituellen Bedürfnisse? Wie können wir uns um die alten
Menschen kümmern und gleichzeitig dafür sorgen, dass sie in Würde alt werden können und ihre Rechte respektiert werden? Das sind viele Fragen… Die Antworten darauf müssen wir angesichts dieser Situation erst noch finden.“