„Ich war ein Wolfskind,“ sagt Elisabeth Fetingas, Ehefrau des alten Pfarrers Ludvikas Fetingas aus Plikiai. „Ich kann mich gut daran erinnern, wie meine Mutter nach einem Fliegerangriff am Ende des 2. Weltkrieges blutüberströmt auf der Erde lag. ich war sicher, sie war tot. Mein Vater war im Krieg. Ich war von meinen Geschwistern getrennt und ganz allein,“ fährt Elisabeth fort. „Ich bin dann umhergelaufen bis ich schließlich von Ostpreußen rübergegangen bin mit anderen Kindern nach Litauen. Da habe ich gebettelt bis mich eine Frau aufnahm. Sie war gut zu mir, aber leider krank. Ihr Mann war nicht sehr gut zu mir.“ Das alles erzählt sie ohne Bitterkeit in der Küche des Pfarrhauses und brüht Kaffee auf. Sie lacht oft und hat das Herz am rechten Fleck. Ihren Mann Ludvikas lernte sie schon in der Schule kennen. Sie mochte ihn. und irgendwann hielt er um ihre Hand an. Drei Kinder bekamen sie. Und sie ist bis heute eine treue und arbeitsame Pfarrfrau. Man merkt, wie beide zusammenstehen. „Wenn es kalt ist, dann stehe ich Sonntags um drei Uhr auf und heize die Kirche ein,“ sagt sie. Beide haben nebenbei eine kleine Landwirtschaft und helfen nebenbei einer ihrer Töchter damit, die ein privates Altersheim aufgemacht hat. Sie bringen ihr Eingemachtes und andere Dinge, die sie ernten. Beide können sich nicht vorstellen, ohne Arbeit zu sein und nicht der Kirche und der Gemeinde zu dienen. 

Irgendwann bekam Elisabeth Nachricht aus Westdeutschland, dass ihre Familie noch lebt. Es gab zum Glück ein Wiedersehen mit Geschwistern und der Mutter, die überlebt hatte.

„Ich selbst gehöre nach Litauen,“ sagt sie. „Hier habe ich meine Familie. Etliche Urenkel gehören inzwischen auch dazu. 

Und dann erzählt sie noch vom Altersheim ihrer Tochter: „Es sind einige Alte da, deren Angehörige nicht mehr im land sind. Auf Grund der Arbeit sind sie weggezogen. das ist oft traurig.“ Und ihr mann ergänzt: „Das wirkt sich bis in die Gemeindearbeit aus.“