„Wir befinden uns an einem wichtigen Punkt des
Friedensprozesses mit der Guerilla (FARC),“ sagte am heutigen 4. September
Präsident Santos von Kolumbien. „Die Gespräche können nicht ewig fortgesetzt
werden, aber wir stehen derzeit vor wichtigen Entscheidungen. Diese sind
schwierig zu treffen, denn die Unterschiede zwischen der Guerilla und der
Regierung sind enorm.“ Dennoch hofft man in Kolumbien sehr, dass es zu konkreten
Abmachungen kommen wird, um endlich Frieden zu erreichen und das Land weiter zu
entwickeln. „Der Krieg hat uns sehr geschadet,“ sagt Santos. „Er hat
verhindert, dass sich insbesondere die ländliche Region weiter entwickeln
konnte.“ Geht es nach dem Willen von Santos, dann sollen die Verhandlungen mit
der FARC bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Das erscheint schwierig.
Santos knüpft sein politisches Überleben an den Erfolg der Verhandlungen. Die
Gespräche in Havanna, die seit November andauern, erweisen sich als sehr
schwierig und als Kampf um Kompromisse, in dem beide Parteien bemüht sind,
nicht das Gesicht zu verlieren. Es geht um Land- und Bodenfragen, um
Rückgaberegelungen, um politische Einbeziehung in der Zeit nach dem Krieg, um
Amnestieregelungen. Schätzungsweise kamen 220.000 Menschen in dem Konflikt ums
Leben. 5,7 Millionen Flüchtlinge hat der Krieg hervorgebracht. Das Volk ist
müde und will endlich Frieden. Davon zeugen viele Demonstrationen. Bauern und
Landarbeiter hielten etliche Zeit Strassen des Landes blockiert. Zynischerweise
sind ihre Forderungen praktisch noch dieselben wie in den sechziger Jahren, als
aus der Bauernbewegung die Farc hervorgingen. Mit dem Friedensprozess hat sich
auch die Ende August in Bogotá/Kolumbien stattfindende Pastorenkonferenz der
Lutherischen Kirche (IELCO) auseinandergesetzt. „Wir spüren den Wind der
Veränderung in unserem Land,“ heißt es in

Pfarrkonvent der IELCO

einer Erklärung der Pastoren. „Es ist
ein leichter Wind, kein Sturm, aber man spürt eine Veränderung im Land. Als
IELCO sind wir gefordert, diesen Prozess zu begleiten und gerade den vom
Bürgerkrieg Betroffenen zur Seite zu stehen. Wir sind auf jeden Fall gefordert
in der Zeit nach dem Konflikt, aber ganz besonders in dem Fall, sollte es keine
Beendigung der bewaffneten Auseinandersetzung geben. Mit der Spirale der Gewalt
ist es nicht möglich an einer besseren Welt mitzuarbeiten. Unsere Anstrengungen
sind gefordert, als Pastoren/Pastorinnen, als Mitglieder in diakonischen
Zentren, als Kandidaten der Theologie an der Escuela Luterana de Teología
(ELT), als normales Gemeindemitglied. Wir alle müssen mit einer Stimme sprechen
als Teil des einen Leibes Jesuchristi.“ Im Zusammenhang der Tagung gab es so
auch einen intensiven Austausch über die diakonische Arbeit der Kirche und ihre
Vernetzung mit den Kirchengemeinden. Die IELCO ist u.a. Träger einiger Schulen.
Und es gab Gespräche mit den Studierenden an der ELT, deren Studium virtuell
geregelt ist.