„Emma hat sich heute besonders hübsch gemacht,“ erzählt
Astrid Liepiené, Leiterin der
Diakoniestation in Silute, ehemals Heidekrug. An
diesem Tag wurden Fotos der Schulklassen gemacht. Dafür wollte Emma schön
aussehen, denn das Foto soll eine Erinnerung für später sein. Emma ist 9 Jahre
alt. „Aber sie muss schon groß und vernünftig sein. Das wird von ihr erwartet,“
sagt Astrid. „Neulich ist sie vor der Diakoniestation von ihrer jungen Mutter
fürchterlich angeschrien worden, denn sie hatte ihren Bruder vergessen von der
Schule abzuholen.“ Die Mutter ist noch jung und hat drei Kinder. Emma ist die
Älteste. Dann kommt Justas mit 6 Jahren. Alle Kinder sind von verschiedenen
Männern.  Der Vater von Justas ist tot –
ertrunken im Alkoholrausch. Die Mutter bekommt 
umgerechnet 50 Euro Unterstützung vom Staat. „Wie soll man davon die
Kinder ernähren?“ fragt Astrid. Justas und Emma haben wenigstens in der
Diakoniestation einen Ort, wo sie Kinder sein können, wo auf sie geachtet wird,
wo sie gefördert werden. Dafür steht Astrid und ihr Team aus Köchin und
Sozialarbeiterin. Vor zwei Jahren hat das GAW das Projekt gefördert , dass 25
Kinder ein Mittagessen und an fünf Tagen der Woche Betreuung erfahren. Dafür
konnte eine Sozialarbeiterin angestellt werden. Nach dem Auslaufen des
Projektes arbeitet sie trotzdem an zwei Tagen ehrenamtlich mit, weil sie sich
von der Not anrühren ließ. „Wir müssen hier dringend helfen,“ sagt Pastor
Mindaugas Kairys. „Die Kinder brauchen eine verläßliche Begleitung, denn alle
kommen aus sozial schwachen Familien.“ Justas und Anna stehen dafür.


Silute selbst ist mit seinem Stadtzentrum ein schöner Ort. Ca 15.000 Einwohner
leben hier. Vor 10 Jahren waren es noch 23.000. Viele sind nach Irland,
Großbritannien oder Norwegen gegangen. Meist arbeiten sie in einfachen
Beschäftigungen. Zurück bleiben Alte und Kinder.

Die lutherische Kirchengemeinde hat ca. 600 Gemeindemitglieder und eine schöne
große Kirche. Im Altarbild ist auch der Namensgeber des GAW und der erste
Präsident verewigt als Anbetende des HERRN der Kirche. Viel hat das GAW im
Laufe seiner Geschichte hier geholfen. Die Frauenarbeit des GAW will es im
kommenden Jahr tun, um die diakonische Arbeit vor Ort zu stärken. Das ist
wirklich „not“-wenig! – Enno Haaks