epnn (european protestant news network) berichtet zur schwieriger werdenden Situation der lutherischen Kirche in Kirgisien: „Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kirgisien (ELKK), Alfred Eichholz, hat der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck einen Kurzbesuch abgestattet. Eichholz traf am Donnerstag (11.1.) mit Bischof Martin Hein, der Vorsitzenden des landeskirchlichen Kirgisienausschusses, Pfarrerin Doris Krause, und Pfarrer Bernd Müller als kommisarischen Leiter des Ökumenedezernates im Kasseler Haus der Kirche zusammen. Im Mittelpunkt der Gespräche stand die brisante Situation der ELKK, die in partnerschaftlichen Beziehungen mit der Landeskirche steht, teilte Pfarrer Müller gegenüber der landeskirchlichen Medienagentur «medio!» mit. Für die Mitglieder der lutherischen Diaspora-Kirche aus vorwiegend russischer oder deutscher Abstammung werde es immer schwieriger, als religiöse Minderheit das Gemeindeleben in der Öffentlichkeit zu gestalten, berichtete Bischof Eichholz. Die jüngsten Parlamentsbeschlüsse zur Verschärfung des Religionsgesetzes hätten eine drastische Einschränkung der Religionsfreiheit in der weitgehend ehrenamtlich getragenen Kirche zur Folge. In einem von gewachsenem Vertrauen geprägten Gespräch sagten die kurhessischen Verantwortlichen Bischof Eichholz weitere Unterstützung zu. Dies soll in finanzieller und kirchenpolitischer Hinsicht geschehen, aber auch in der Begleitung im Gebet, so Müller… – Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Kirgisien steht seit 1997 in einem kirchenpartnerschaftlichen Verhältnis zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Bischof Alfred Eichholz wurde 1999 von der Landeskirche als Jugendarbeiter nach Kirgistan entsandt und nach Ausbildung und Etablierung im Predigerberuf Bischof der Kirche. Die Kirche selbst hat rund 1.500 Mitglieder, die sich auf 14 Gemeinden verteilen.“
Auf der Homepage der Partnerkirche Kurhessen-Waldeck wird über die Kirche informiert: Die Ursprünge der luthersichen Kirche (ELKK) gehen bis ins Zarenreich zurück. Zarin Katharina holte deutsche Siedler an die Wolga – Pietisten aus Schwaben, die ihr Deutschtum, ihre Sprache und ihren Glauben über Generationen bewahrten. Das hat sie alle Vertreibungen überstehen lassen. Auch starke Gruppen von Mennoniten siedelten damals nach Russland. Die Oktoberrevolution führte zu Vertreibung und Verschleppung nach Sibirien. Am Ende der Stalin-Ära wurde eine Umsiedlung der sog. „Kulaken“ aus dem Gebiet von Saratow nach Kasachstan, Usbekistan und Kirgisien verfügt.
Der älteste Nachweis für lutherische Bewohner in Kirgisien ist mit dem Jahr 1906 in der kleinen Gemeinde Ananyevo am Issyk-Kul als Urkunde belegt. Damit hofft die ELKK ihre Anerkennung durch die Regierung in Bishkek als eine der „alten“ Religionen neben Muslimen und Orthodoxen zu erlangen. Mit der Perestroika kam eine große Ausreisewelle der deutschstämmigen Christen nach Deutschland in Gang. Gab es 1980 noch etwa 100.000 Deutsche in Kirgisien – mit ca. 50 Gemeinden, die sich in wohnhausgroßen „Bethäusern“ versammelten – so ging diese Zahl beständig zurück. 1997 gab es noch ca. 38.000 Deutsche im Land (0,8 % der Bevölkerung). Nach der Zusammenführung dieser Gemeinden unmittelbar nach der politischen Wende zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kirgisien gibt es heute nur noch 15 Kirchengemeinden (s. Schaubild „Kirgisien“ aus der Sondernummer „Lutherischer Dienst“ 2/2006). Diese Ausreisewelle hat sich beständig fortgesetzt. Es gibt nur noch wenige Kirchenmitglieder mit deutschem Familienhintergrund. Schon vor zehn Jahren stellte die Kirche, insbesondere auch wegen ihres Wachstums unter russisch–sprachigen Jugendlichen, ihre Gottesdienstsprache auf Russisch um.
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