Insgesamt beobachten wir im GAW mit Besorgnis die Stellung der theologischen Ausbildung in unseren Partnerkirchen. Gerade kleine Kirchen haben das Problem, ihren Nachwuchs gut auszubilden oder die Theologen ausreichend fortzubilden. Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hat sich jetzt auf einer Konsultation im Juni in Norwegen mit der Stellung der Theologie als Wissenschaft auseinander gesetzt. Die Rolle und Bedeutung des Studiums christlicher Theologie an öffentlichen und privaten Universitäten sowie theologischen Seminaren wurde diskutiert. Der Generalsekretär des ÖRK, Pfr. Dr. Olav Fykse Tveit sagte: „Die christliche Theologie kann einen wesentlichen Beitrag zur Zukunft der europäischen Universitätssysteme leisten. Der christlichen Theologie kommt eine öffentliche Verantwortung zu und sie muss auch in Zukunft in den Hochschullandschaften sichtbar bleiben.“ Tveit erklärte überdies: „Religiöse Aspekte sind weltweit und in vielen Regionen des Südens auf dem Vormarsch. Angesichts dessen dürfen die Universitäten im europäischen Kontext nicht riskieren, die Rolle, die die christliche Theologie in Zusammenarbeit mit den Religionswissenschaften bei der Beleuchtung von für unsere Gesellschaften grundlegenden Themen gespielt hat, an den Rand zu drängen oder herunterzuspielen.“ Die Gespräche auf der Konferenz befassten sich auch mit der zunehmenden Bedeutung anderer religiöser Traditionen in Europa (wie dem Islam und dem Judentum) sowie mit deren Relevanz für die Theologie. Die Stellung der Theologie an öffentlichen Universitäten, die als kritisches Hinterfragen einer lebendigen Religion in einem akademischen Umfeld verstanden wird, wäre gewiss auch auf andere religiöse Traditionen anwendbar. Unter diesem Blickpunkt beobachten wir mit Sorge, dass es gerade evangelische Seminare und Fakultäten schwer haben, sich in Diasporasituationen zu behaupten. Ein Faktor ist dabei sicherlich auch, dass es immer schwerer fällt, genügend und geeignete Kandidaten zu finden.
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