Roberto ist neun Jahre alt. Er wird sich im Leben durchboxen müssen. Dort wo er lebt kommen immer wieder Kinder und Jugendliche in Bandenkriegen um. Er lebt in Soacha/Kolumbien, das inzwischen fast schon zu Bogota gehört. Den Übergang von der Metropole hierher merkt man kaum. In Soacha gibt es viele illegal besetzte Gebiete, die sich die Hänge und Schluchten hochziehen. Gefährlich ist es hier, wenn starke Regenfälle einsetzen und ganze Hänge abrutschen. Jährlich sterben Menschen dabei. Viele sog. „desplazados“ leben hier, die fürchterliche Geschichten erlebt haben von Vertreibung aus Bürgerkriegsgebieten, Tötungen von Familienangehörigen, Kämpfen von Bandillas, Drogenschmuggel – kurz: ein Leben voller Gewalt. In Soacha ist diese permanent präsent. 100 Meter von der Hütte von Roberto entfernt findet sich ein provisorisches Militärlager. Das vermittelt den Eindruck, dass hier Unterschlupfplätze der verschiedenen kolumbianischen Guerillas vermutet werden. Abwegig ist das nicht. Das Land leidet unter der Gewalt. Es leidet unter den Chancenlosigkeiten, unter Hoffnungslosigkeiten unter Vertreibung. Auch wenn das Land gute Wirtschaftszahlen aufweist, so ist die Spanne riesengroß.

Was wird Roberto aus seinem Leben machen? Mit den Boxhandschuhen kann er umgehen. Das hat er mir gezeigt. Nur – wird er einen Weg finden können, um aus der Spirale der Hoffnungslosigkeit aussteigen zu können? Zu wünschen wäre es ihm. – Pfarrer Enno Haaks