Lutherische Kirche in

Chiguayante

Yvonne zeigt ihr zerstörtes Haus

„Vor neun Jahren war ich Pfarrer einer Pentecostalkirche in Chiguayante/Chile. Dann hat man mich vor die Tür gesetzt. Als Grund hat man angegeben, dass ich den Rasen nicht gemäht hätte,“ erzählt Pastor Carlos Camaño von der IELCH (Iglesia Ev. Luterana en Chile). Aber das war nur vorgeschoben. Die Wahrheit war anders. Carlos hatte inzwischen angefangen, Theologie an der Comunidad Ev. Teologica (CTE) in Concepción in Abendkursen zu studieren. Sein theologisches Denken wurde differenzierter. Er lernte dort einen schweizer Pfarrer kennen, der ihn unterrichtete und ihn schließlich mit der lutherischen Kirche in Verbindung brachte. Carlos wurde in seiner Kirche nicht mehr „tragbar“. Durch die Unterstützung von Pastor Oscar Sanhueza gelang es, mit Carlos zusammen, eine kleiner Gruppe Interessierter zu sammeln. Die Mehrzahl kam aus Carlos ehemaliger Gemeinde in Chiguayante. In einer Holzhütte begann die Gruppe sich zu treffen, Gottesdienste zu feiern und Bibelstunden zu halten. „Die Menschen waren dankbar, dass nicht mehr der Druck da war, der ihnen bei den Pentecostales gemacht wurde,“ erzählt Carlos. „Sie begannen die Freiheit eines Christenmenschen zu schätzen.“ Das bestätigen die Mitglieder der Gemeinde, zu der inzwischen ca. 60 Menschen gehören. Gut tut ihnen, dass ihnen durch die Predigten kein schlechtes Gewissen gemacht wird. Und schätzen lernten sie den Einsatz der luthersichen Kirche schließlich nach dem Erdbeben vor zwei Jahren. Die lutherische Kirche war eine der ersten, die half. Und: In den Predigten wurde Trost gespendet und nicht mit apokalyptischen Bildern Angst gemacht. Die Pfarrer waren es auch, die denen, die alles verloren hatten, zur Seite standen. Das bestätigt Yvonne, die mit ihrer sechsköpfigen Familie alles verloren hat. Sie bewohnte ein Haus, das vor 50 Jahren nicht erdbebensicher gebaut wurde. Bis heute haben sie trotz wiederholten Bittens, von staatlicher Seite keine Hilfe erhalten. Umso wichtiger ist es ihnen, dass es in Chiguayante eine lutherische Kirche gibt, wo sie Hilfe bekommen.

Das Grundstück und die Kirche wurden mit Hilfe des GAW gekauft bzw. gebaut. Ohne diese Hilfe gäbe es wohl dort kaum noch eine lutherische Gemeinde. – Pfarrer Enno Haaks