Straßenkinderheim „Jablonka“

Der Himmel ist tiefblau über Kaliningrad. Die Sonne scheint hell und taucht die tief verschneite Stadt in ein freundliches Licht. Es ist etwas wärmer geworden als in den vergangenen Tagen, aber schon gibt es Prognosen für einen neuen Kälteeinbruch. Am Mittag besuchen wir das Straßenkinderhaus „Jablonka“, eine diakonischen Einrichtung der evangelisch-lutherischen Propstei Kaliningrad. Hier schlägt uns eine gemütliche Wärme entgegen. Das tut gut, ist aber verwunderlich, wenn man bedenkt, dass dieses „Haus“ eigentlich Container sind ohne ausreichende Isolation. Die Kinder in „Jablonka“ dürfen hier maximal sechs Monate bleiben, bis für sie eine Pflegefamilie oder ein Heim gefunden worden ist oder sie in ihre Ursprungsfamilie zurückkehren. Neben diesen Kindern gibt es auch solche, die nur tagsüber hier sind und vor allem warme Mahlzeiten und eine liebevolle Atmosphäre brauchen. „Wie hat sich das kalte Winterwetter auf die Situation der Kinder ausgewirkt?“ wollen wir wissen. Sergej Kivenko, seit über zehn Jahren Leiter der Einrichtung, erzählt engagiert die Geschichte der 16-jährigen Jana, die beide Eltern verloren hat. Das fröhliche und begabte Mädchen lebte eine Zeit in „Jablonka“, wurde dann aber von staatlichen Stellen an ein Waisenhaus vermittelt. Nun kommt sie trotzdem tagsüber nach „Jablonka“. Einer der Gründe ist, dass sie hier ihre Freundinnen treffen kann. „Im Waisenhaus geht dass nicht. Da müssen sie sich draußen auf der Straße treffen. Und das bei minus 25 Grad, “ erklärt Sergej. „Gut, dass es „Jablonka“ gibt, “ geht es mir durch den Sinn. – „Die Lage hier in Kaliningrad ist besonders für die Obdachlosen schwierig. Vor wenigen Tagen musste sich ein auf der Straße lebender Mann aufgrund starker Erfrierungen ein Bein amputieren lassen“, berichtet Sergej mit Besorgnis. „Es trifft immer die Ärmsten.“ – Vera Gast-Kellert