Kircheninnenraum in Jaroslawl

Jaroslawl, im zentralen Russland und ca. 280 km nordöstlich von Moskva gelegen, ist eine Metropole mit über 600.000 Einwohnern und die Hauptstadt des Oblasts Jaroslawl. Die evangelisch-lutherische Gemeinde besteht seit 1817. Zu ihr gehörten viele Deutsche, Esten und Letten. Zur Zeit des Kommunismus, besonders unter Stalin, war die Kirchengemeinde starken Repressionen ausgesetzt. Die Kirche wurde geschlossen und in ein Bürohaus umfunktioniert und die Gemeindeglieder, vorwiegend deutsche Lutheraner, deportiert. 1999 wurde die Kirche der Gemeinde in einem sehr schlechten Zustand zurückgegeben. Ein Restaurierungsprojekt wurde begonnen – auch mit Unterstützung des GAW in den Projektkatalogen 2006 und 2008, bei dem der Keller und die Fundamente restauriert, Fenster eingebaut und die Fassade erneuert werden konnten. Seit 2009 sind zwei provisorische Gemeinderäume für Gottesdienste eingerichtet. 

Erste Arbeiten sind abgeschlossen, die Kirche weitgehend gesichert. Es fehlt allerdings noch sehr viel, damit die Kirche in ihrem alten Zustand wiederhergestellt ist. Zudem sucht man nach Möglichkeiten, die Gemeinde personell so zu stützen, dass sich Gemeindeleben entfalten kann. Es fehlt ein Pfarrer. Allerdings könnte der derzeit auch nicht von der Gemeinde bezahlt werden. Wie so oft sind es die Frauen, die in dieser Situation die Gemeinde versorgen. Besonders zwei Frauen sind es, die sich neben ihrem Beruf um die regelmäßigen Gottesdienste kümmern. So liegt die geistliche Leitung der Gemeinde im Grunde völlig in den Händen der beiden ehrenamtlichen Predigerinnen Tamara Kowaljewa und Margarita Schmidt. Unterstützung gewährten auch eine Reihe von Reisepastoren aus Kurhessen-Waldeck sowie aus Moskau. Auch dieses Beispiel zeigt, wie schwer es ist, lutherische Kirche zu bauen nach so langer kommunistischer Diktatur. Viele der ehemals zur Kirche Gehörenden sind nicht mehr da, ausgereist. Zudem ist es nicht einfach im russisch-orthodoxen Umfeld Menschen für die lutherische Kirche zu gewinnen, wo russisch und orthodox quasi zusammengesehen wird. – Pfarrer Enno Haaks