Paulinum in Leipzig
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Vor 43 Jahren wurde in Leipzig auf brutale Weise von staatlicher Seite die alte Paulinerkirche gesprengt, die nach dem Krieg trotz großer Schäden in der Innenstadt noch voll funktionsfähig war und für Gottesdienste genutzt wurde. Für viele Leipziger war die Sprengung der intakten Kirche wie ein Stich ins Herz. In vielen Schilderungen ist das nachzulesen. Man hatte versucht sich zu wehren, aber als ins Abseits gedrängte Diasporakirche war gegen die kommunistische Diktatur wenig zu machen. Denn es sollte nach sozialistischen Planungen für den „neuen Menschen“ eine entsprechende Architektur nachhelfen. Alte tradition- und sinnstiftende Kirchen standen dem Alleinvertretungsanspruch der Partei entgegen.
Diese 1968 gerissene Wunde im Stadtzentrum sollte durch einen neuen Bau nach der Wende ersetzt werden. Lange Gespräche und Streitereien gab es um die Innengestaltung des „neuen Paulinums“: Kirche? Aula mit integrierter Kirche? etc. – Bei all den Bauarbeiten meldete dann der Architekt Insolvenz an. Alles verzögerte sich. Inzwischen ist er wieder im Boot, aber von einer Fertigstellung ist man weit entfernt, denn jetzt geht es um Kosten und Gestaltung des Innenraumes.
„Soll doch ein provisorischer Fußboden hinein, die Wände gekalkt und provisorisch der Raum zur Nutzung bereitgestellt werden. Und – soll doch die nächste Generation sich um die Fertigstellung kümmern. Frühe große Kirchen wurden auch in Generationen gebaut“, sagte jetzt der Universitätprediger Prof. Rüdiger Lux. Das erinnert zudem an das wandernde Gottesvolk. Das erinnert auch uns, daß wir auch mit Unvollkommenem leben können und dürfen. Die Peterskirche in Leipzig ist ein weiteres gutes Beispiel. Und zeigt dann auch: an Kirche muß immer gebaut werden, außen und innen – und man wird damit nicht fertig. Ein Glück! – Pfarrer Enno Haaks
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