Wir haben in den vergangenen zweieinhalb Tagen in Peru insgesamt vier Gemeinden besucht. Es sind vor allem Pfarrerinnen und Gemeindefrauen, die in Erinnerung bleiben: Das Gesicht der Lutherischen Evangelischen Kirche in Peru hat sehr weibliche Züge.

Es sind die Frauen in der Küche der Gemeinde „Cristo Salvador“ in Lima. Sie wirbeln auf dem engsten Platz herum und zaubern wunderbar leckere „Papas rellenas“, gefüllte Kartoffeln. Für 1,50 Soles pro Stück werden diese verkauft; der Erlös wird für den Bau der Kirche zur Seite gelegt.
Oder die Frauen am Stadtrand von Cusco, im Stadtteil mit dem trügerischen Namen „Sol de America“. Wir sitzen mit ihnen in einer kleinen Hütte aus Adobesteinen, in der es nicht mal Strom gibt. Sie erzählen, wie sie in diesem kleinen Raum jeden Wochentag eine kostengünstige Mahlzeit für Leute von der Straße und aus der Gemeinde anbieten. Gekocht wird draußen auf einer offenen Feuerstelle, die nur notdürftig mit einem Blechdach geschützt ist. Mittwochs versammeln sie sich in dem gleichen Raum zur Bibelstunde. Wie nebenbei kommt heraus, dass weder sie selbst noch die Gemeinde dafür Bibeln besitzen. Gearbeitet wird mit kopierten Seiten.

Diese beiden Gemeinden haben – fast möchte man das Wort „natürlich“ hinzufügen – Pfarrerinnen. Vier von den gegenwärtig zwölf aktiven Geistlichen der
Lutherischen Evangelischen Kirche in Peru sind Frauen. Wie kommen sie an in Peru, in einem Land mit einer starken katholischen Mehrheit?
Pfarrerin Adita Torres aus der Gemeinde „Filadelfia“ in Lurin/Lima zuckt die Schultern, als ich sie nach der Ökumene mit katholischen Geistlichen frage. Die Priester kommen und gehen, mit manchen kann man reden, mit anderen nicht. Sie macht einfach ihre Arbeit.
Und Ernesto, ein Chemieingenieur und Ex-Katholik in der Gemeinde „Cristo Salvador“, schätzt es sehr, dass die Gemeindepfarrerin Dr. Ulrike Sallandt Hausbesuche macht. Das kenne man von katholischen Priestern nicht. Die Pfarrerinnen der Lutherischen Evangelischen Kirche in Peru sind ein wirklich überzeugendes Markenzeichen.