Günter Besch (1904-1999)

Vor 50 Jahren hielt Günter Besch (damals Präsident des GAW) eine Predigt zu Apostelgeschichte 8 Vers 4. Er erinnerte daran, wie wir alle gegenseitig aufs einander Helfen angewiesen sind. Gerade als Kirche, die selbst kleiner wird, entdecken wir neu, wie wertvoll der Austausch mit Diaspora-Gemeinden ist und wie sehr gegenseitige Unterstützung beide Seiten stärkt:

„(Allen) Diaspora-Gemeinmden möchten wir helfen. Können wir das überhaupt, wo wir selbst immer mehr zur Minderheitskirche werden und mit unseren eigenen Problemen wahrlich genug beschäftigt sind, wo wir selbst nicht recht wissen, wie wir hierzulande unseren Auftrag ausführen sollen? Aber das alles sind sehr menschliche Überlegungen und Bedenken. Jesus Christus, der Herr der Kirche, mutet es uns jedenfalls zu. In seinem Reich gelten andere Gesetze und Maßstäbe als sonst in der Welt.

Sonst ist es überall so: Starke helfen Schwachen, Gesunde helfen Kranken, Reiche helfen Armen. – Im Reich Gottes ist es ganz anders: Schwache helfen Schwachen, Kranke helfen Kranken, Arme helfen Armen. Sie machen sich miteinander auf den Weg und helfen und stützen sich gegenseitig…

Schwache helfen Schwachen, und dadurch werden sie selbst gestärkt. Indem wir mit unseren schwachen Kräften schwachen Gemeinden in der Diaspora helfen, werden wir selber beschenkt und gestärkt.

Das erleben wir bei unserer GAW-Arbeit immer wieder. Wir sind bei aller unserer Arbeit nicht bloß die Gebenden, sondern noch in viel stärkerem Maße die Empfangenden. Die Kirchen in der Diaspora brauchen unsere Hilfe, aber sie haben uns viel mehr zu geben an Erkenntnissen und geistlichen Erfahrungen, wie sie eben nur in Diaspora-Kirchen gemacht werden, und das ist für uns wichtig, die wir selber langsam zur Diaspora-Kirche werden. Bei diesem Lernprozeß, den wir durchmachen müssen, können wir durch Diaspora viel Hilfe, viel Klärung und viel Ermutigung erfahren.“ (Aus: „Die evangelische Diaspora. Jahrbuch des Gustav-Adolf-Werkes (1974), 45. Jahrgang. S. 43f)

Günter Besch (1904–1999) war ein deutscher evangelischer Theologe. Nach dem Studium in Greifswald und Berlin wirkte er als Pfarrer unter anderem in Stettin und Stargard und engagierte sich in der Bekennenden Kirche. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente er in der Bremischen Evangelischen Kirche, war Schriftführer im Kirchenausschuss (1959-1971) und EKD-Beauftragter für Vertriebenenfragen. Er war von 1975-1978 Präsident desGAW.