
Die Delegiertenversammlung (DV) des GAW in Rastede (Oldenburg) vom 21. bis zum 23. September 2025 unterscheidet sich in Art und Umfang stark von der DV des GAW vor 100 Jahren, die vom 21. bis 23. September 1925 in Gießen stattfand.
Während am Sonntag vor Beginn der damaligen DV an 156 Orten in Oberhessen GAW-Gottesdienste organisiert wurden, werden in diesem Jahr lediglich sieben GAW-Gottesdienste abgehalten. In Gießen sollen am Beginn der Tagung 15 000 Teilnehmende präsent gewesen sein, während nach Rastede 70 Teilnehmende kommen.
Zur Eröffnung damals traten ein Posaunenorchester und ein „Massenkirchenchor von Sängern“ auf. Zahlreiche Redner ergriffen das Wort auf der „Riesenversammlung“. Einige kamen aus Regionen, die vor dem Ersten Weltkrieg noch zum Deutschen Reich gehörten. Sie schilderten die Not der evangelischen Kirche dort und der deutschen Minderheit. Die Not der evangelischen Kirche in Russland nach der Machtergreifung der Kommunisten und die einsetzende Christenverfolgung wurden in den Blick genommen. Damals – so hieß es – erhob sich die Versammlung zu dem ergreifenden Gelöbnis, das den Brüdern in Not zurief: „Wir hören eure Not. Wir wollen an euch denken, für euch beten, für euch arbeiten“! (EvDia 1925, S. 221)
Damals bezog sich der Präsident des GAW, Prof. Dr. Rendtorff, in seinem Jahresbericht auf die Not der Zeit: „Wir stehen unter schweren Hemmungen!“ Dabei bezog er sich auf die Not der evangelischen Kirchen in Russland, in Estland, Lettland und Litauen, in Neupolen, Rumänien und Neuserbien. Er betonte aber auch: „Wir können helfen! Und wenn durch die Not der Zeit unsere Geldmittel zusammengeschrumpft sind, so dürfen wir doch mit Dank feststellen: Unsere Einnahmen steigen wieder. Der Gott, dem auch das Geld gehört, wird uns auch die Mittel darreichen, die die Not der Zeit fordert.“ (ebd. S. 243)
An der diesjährigen DV des GAW in Rastede nehmen im Vergleich nur 70 Personen teil, darunter 50 Delegierten. Auch Gäste aus der Diaspora werden aus ihrem Kontext berichten. Das GAW wird sich ähnlich wie vor 100 Jahren mit der Not der Zeit auseinandersetzen – und das alles in dem Vertrauen, dass wir nicht allein am Werk sind, sondern dass wir begleitet sind vom HERRN der Kirche.
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