Eine Rückkehrerfamilie in Serbien (Fotos: EHO)

Seit 2016 engagiert sich die Ecumenical Humanitarian Organization (EHO) aus Novi Sad gemeinsam mit weiteren Partnern für die Integration von Menschen, die nach abgelehnten Asylanträgen aus Deutschland nach Serbien zurückkehren mussten. Diese Rückkehr erfolgt meist im Rahmen des sogenannten Rückübernahmeabkommens, das seit 2015 greift, nachdem Serbien als „sicheres Herkunftsland“ eingestuft wurde. Das Problem ist aber: Während diese Menschen formal als serbische Staatsbürger:innen gelten, gibt es weder auf staatlicher noch auf kommunaler Ebene koordinierte Programme zur sozialen Wiedereingliederung.

Die Rückkehr stellt für viele eine enorme Herausforderung dar. Häufig handelt es sich um Personen, die aus wirtschaftlicher Not ausgewandert sind und nun in prekären Lebensverhältnissen zurückkehren – ohne Perspektive, ohne Netzwerke und oft auch ohne gültige Ausweisdokumente. Rund 80 % der Rückkehrer:innen gehören der Roma-Community an, die ohnehin mit struktureller Diskriminierung konfrontiert ist.

Das EHO-Projekt „Unterstützung für die Integration von Rückkehrerfamilien“ setzt mit gezielten Maßnahmen hier an. Von 2016 bis Ende 2023 wurden insgesamt 379 Familien betreut. Allein im Jahr 2023 erhielten 30 Familien Unterstützung – sieben davon mit der Förderung durch das GAW im Projektkatalog 2023 in Höhe von 10 000 €.

Die Hilfe ist konkret: Möbel, Kühlschränke, Heizöfen, Kleidung, Schulmaterial, Lebensmittel und Hygieneartikel konnten gekauft werden. Außerdem begleiten lokale Mitarbeiterinnen die Familien bei Behördengängen, helfen bei der Beantragung von Dokumenten und dem Zugang zu Bildungseinrichtungen. Drei Kinder konnten 2023 neu eingeschult, drei weitere in Kindergärten aufgenommen werden. All das wird ermöglicht durch ein Netzwerk von über 25 lokal verankerten Integrationshelferinnen, die in 26 Gemeinden aktiv sind.

Ein besonderes Augenmerk der EHO liegt darauf, den Menschen ein Gesicht zu geben, die unter der Unsichtbarkeit in der serbischen Gesellschaft leiden- So konnte im Januar 2024 eine Fotoausstellung „(Un)sichtbare Rückkehr“ in Novi Sad gezeigt werden. Hier wurde Einblicke in das Leben der Betroffenen gegeben mit dem Ziel, ihre Geschichten öffentlich zu machen. Parallel erschien die Publikation „Wissen als Schlüssel zur Gleichberechtigung“, die zeigt, wie wichtig Bildung im Kampf gegen Diskriminierung ist.

Das Problem im Land ist: Die Integration von Rückkehrer:innen darf nicht allein auf den Schultern von zivilgesellschaftlichen Organisationen lasten. Es braucht langfristige staatliche Programme, verbindliche Strukturen und gesellschaftliche Anerkennung – damit Rückkehr nicht länger eine Rückkehr in die Unsichtbarkeit bedeutet.

Die Ecumenical Humanitarian Organization (EHO) ist eine zivilgesellschaftliche Organisation mit Sitz in Novi Sad, Serbien, die sich seit 1993 für soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte und humanitäre Hilfe einsetzt. Sie wird von verschiedenen Kirchen getragen, wie z.B. der Refomierten und der lutherischen Kirche. Sie unterstützt benachteiligte Gruppen wie Roma, Rückkehrer:innen, Menschen mit Behinderung und Geflüchtete durch konkrete Hilfeleistungen, Bildungsprojekte und soziale Integrationsmaßnahmen. In Novi Sad koordiniert sie Projekte vor Ort, arbeitet mit lokalen Partnern zusammen und betreibt Aufklärungsarbeit zu sozialer Inklusion und Antidiskriminierung.