
Drei Monate nach dem Sturz von Baschar al-Assad ist Syrien nach wie vor in einer kritischen Situation. Es gibt Kämpfe und schwere Massaker, insbesondere gegen die alawitische Minderheit. Die Kämpfe konzentrieren sich vor allem auf die Mittelmeerküste, eine traditionelle Hochburg der Alawiten. Latakia, Tartus und Jebleh sind besonders betroffen. „Meine Gemeinde in Latakia ist aktuell nicht in Gefahr,“ schreibt Pastor Salam Hanna von der evangelisch-presbyterianischen Gemeinde (NESSL) in Latakia.
„Es war vorauszusehen, dass so etwas passieren kann,“ sagt der evangelisch-armensiche Pastor Haroutune Selimian aus Aleppo. „Einige ethnische Gruppen und auch oppositionelle Kräfte waren von Anfang an gegen die aktuellen Autoritäten. Die Kurden, die Drusen, die Alawiten – alle diesen Gruppen sind gegen die neuen Machthaber. Das hat letztlich zur Eskalation geführt.“
Der Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa hat die Gewalt verurteilt und alle Parteien zur Niederlegung der Waffen aufgerufen. Dennoch dauern die Auseinandersetzungen an. Viele Todesopfer gibt es inzwischen. Die neue Regierung hat große Probleme, die Sicherheit und Wirtschaft im Land wiederherzustellen. Dafür wäre auch die Aufhebung der Sanktionen gegen Syrien wichtig. Nur – in einer solchen Lage wie jetzt wird das kaum geschehen. Eine neue humanitäre Katastrophe deutet sich an mit der Gefahr, dass erneut der Bürgerkrieg ausbricht und eine Stabilisierung des Landes in weite Ferne rückt.
„Ausländischen Regierungen haben dazu aufgerufen, die Waffen niederzulegen und die Konflikte friedlich zu lösen. Aber all das hat bis jetzt nicht gefruchtet,“ berichtet Pastor Selimian. „Es gibt bisher keine Anzeichen, dass es wieder zur Ruhe kommt. Trotzdem hoffen wir, dass es einen stabilen Frieden geben möge.“
„Ich danke euch im GAW für eure Sorge um uns. Syrien steht wieder mal in Flammen. Es zerreißt einem das Herz, dass Hunderte von Zivilisten massakriert wurden und der Bürgerkrieg sich erneut zuspitzt. Die humanitären Bedürfnisse werden immer dringender. Wir werden morgen früh in unseren Kirchen für Frieden und Versöhnung beten. Bitte tut auch ihr das!“

Gebet für Syrien
Gütiger und barmherziger Gott,
wir kommen heute vor Dich mit schwerem Herzen und großer Sorge um die Menschen in Syrien. Die Gewalt eskaliert, unschuldige Zivilisten leiden, Familien werden auseinandergerissen. Hoffnung scheint zu schwinden.
Herr, wir bitten Dich:
Sei den Opfern von Krieg und Gewalt nahe.
Tröste die Trauernden, heile die Verwundeten und schenke den Heimatlosen eine Zuflucht.
Wir beten für alle, die nach Frieden suchen:
Gib den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft Weisheit und Mut,
damit sie Wege der Versöhnung und Gerechtigkeit finden.
Lass diejenigen, die Hass säen, erkennen, dass Gewalt nur neues Leid bringt.
Gott des Friedens,
stärke die Helferinnen und Helfer vor Ort, die sich um die Notleidenden kümmern.
Segne alle, die für Gerechtigkeit eintreten und den Menschen Hoffnung schenken.
Lass Deine Liebe stärker sein als Hass und Zerstörung.
Erfülle die Herzen mit Deiner Barmherzigkeit,
damit Frieden wachsen kann, wo jetzt Krieg herrscht.
Darum bitten wir Dich in Jesu Namen.
Amen.
————-
Das GAW unterstützt die evangelischen Christen aus der arabischsprachigen NESSL und der Union Evangelischer Armenischer Kirchen bei ihrer Arbeit. Wir brauchen dafür Hilfe:
Spendenkonto des GAW bei der KD-Bank
IBAN: DE42 3506 0190 0000 4499 11, BIC: GENODED1DKD
Stichwort: Nothilfe
Kommentare