„Was sollen wir nun tun?“ – Diese Frage stellten Menschen damals an Johannes den Täufer im Blick auf kommende Zeiten. Der Präsident der Vereinigung Armenischen Evangelischen Kirchen im Nahen Osten, Paul Haidostian, greift diese Frage in seinem Brief vom 6. Oktober 2024 auf:
„In diesen dramatischen Zeiten mit der Eskalation der Gewalt im Nahen Osten ist das eine Frage, die wir uns alle stellen: ,Was sollen wir nun tun?‘ Im Libanon herrscht heute ein extremes Gefühl der Ohnmacht. Der Staat ist schwach und nicht wirklich handlungsfähig. Er kann wenig für die Menschen tun. Das Präsidentenamt und viele hochrangige Positionen sind schon länger nicht besetzt. Die Wirtschaft ist bereits vor Jahren zusammengebrochen. Der Libanon erlebte in den vergangenen Jahren eine Bevölkerungsexplosion durch die Flüchtlinge aus benachbarten Ländern. Nun kommt eine große Anzahl von Binnenvertriebenen dazu. Das Gesundheits- und Krankenhaussystem steht unter extremem Druck. Das Schlimmste ist jedoch das erschütternde Gefühl von Menschen in den letzten Wochen, dass sie unter einem beispiellosem Angriff stehen, ohne einen freien Willen zum Handeln, ohne einen rettenden Ausweg aus Krieg und Tod, ohne schützende Rechte. Es gibt im Libanon keine Sicherheit mehr an keinem Ort.
Was sollen wir nun tun?
Bei aller Ohnmacht wird im Libanon dennoch viel getan. Als Christen sind wir der weltweiten Kirche dankbar, die für uns betet, uns unterstützt und ermutigt. Es gibt eine große Solidarität mit unseren humanitären Hilfsmaßnahmen. Und die Menschen helfen sich auch gegenseitig, trotz der chaotischen Zustände und der Überfüllung von Notunterkünften.
Die Weltgemeinschaft scheint aktuell machtlos zu sein, die Krise zu lösen. Unser Fokus sollte also darauf liegen, was wir als Christen tun können.
Was sollen wir nun tun?
Johannes der Täufer gibt konkrete Anweisungen. Auch wir werden ermutigt, in solch schwierigen Zeiten lokal zu handeln und etwas zu tun: Unsere Ressourcen teilen, Fairness zeigen und für andere das tun, was wir selbst von ihnen erwarten würden.
Auf jeden Fall sollen wir an unserem Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen HERRN festhalten in dieser für uns schweren Zeit. Unser HERR ist in unserer Mitte – bei den Leidenden und bei uns. Er hat den Tod überwunden. Deshalb können wir beten, helfen, trösten und auf den HERRN vertrauen. Als Christen kann uns keine Krise, kein Krieg, kein Angriff, keine Einschränkung und kein Leiden davon abhalten, dem HERRN zu vertrauen und unsere Herzen für Christus zu öffnen. Wir sind nicht ohnmächtig, wenn unser Glaube seinen Blick auf Gott in Christus richtet und nicht auf die Mächte dieser Welt.
Selbst heute ist die Kirche im Libanon aktiv, denn Jesus lebt. Wir können so viel tun in der aktuellen Situation im Libanon – und wir sind dankbar für die Solidarität der weltweiten Kirche.“
Die Union der Evangelischen Armenischen Kirchen im Libanon hat ein humanitäres Nothilfeprogramm aufgelegt. Das GAW hat diese Nothilfe bisher mit 10 000 € unterstützen können.
Das unternimmt die Kirche aktuell:
– Bereitstellung von sicheren Unterkünften für die Binnenvertriebenen in kirchlichen Einrichtungen
– Versorgung der Binnenvertriebenen, die in Schulen der Kirche untergebracht sind
– psychologische Unterstützung
– Unterstützung der Schulen und der armenischen Haigazian-Universität
– Programme für die Kinder der vertriebenen Familien
Die Kirche arbeitet koordiniert mit anderen Hilfsorganisationen zusammen. Viele Freiwillige aus der Kirche wirken daran mit.
Vor einem Jahr wurde Israel von der Hamas-Terrororganisation brutal angegriffen. 1.200 Israelis haben dabei ihr Leben verloren. Immer noch befinden sich ca. 100 Geiseln in den Händen der Hamas. Wie viele von ihnen noch am Leben sind, ist ungewiss. Die Folge dieses fürchterlichen Terroraktes war der Angriff Israels auf den Gazastreifen. Zugleich hat die Terrororganisation Hisbollah Israel vom Libanon aus angegriffen. In der Folge wurden aus dem Norden Israels ca. 70 000 Menschen zur Flucht gezwungen. Seit einigen Wochen antwortet Israel nun massiv auf die Angriffe der Hisbollah. Das Perfide ist, dass beide Terrororganisationen, Hamas in Gaza und Hisbollah im Libanon, ihre Bunker, Tunnel und Waffenarsenale in Wohngebieten versteckt haben. Deshalb sterben bei den israelischen Angriffen auch viele zivile unschuldige Opfer. In Gaza sind nach Angaben der einzelnen Kriegsparteien und individuellen Zählungen nach einem Jahr 42 000 Tote und 96 000 Verletzte zu beklagen. Im Libanon sind nach libanesischen Angaben seit dem Oktober 2023 über 2 000 Menschen getötet, darunter über 1 000 seit dem 23. September, als Israel mit dem massiven Beschuss der Stellungen von Hisbollah begann. Etwa 1,2 Millionen Menschen mussten fliehen.
Das GAW sieht die verzweifelte Situation der leidenden Menschen auf beiden Seiten der Grenze und steht im Gebet solidarisch an ihrer Seite.
Das GAW unterstützt die humanitären Hilfsmaßnahmen der beiden evangelischen Partnerkirchen im Libanon – der Union der Evangelischen Armenischen Kirche und der Evangelischen Kirche in Syrien und im Libanon (NESSL). Durch die Hilfe der Reformierten Kirche und der Rheinischen Landeskirche konnte das GAW inzwischen 50 000 € beiden Kirchen zur Verfügung stellen.
Das GAW will helfen, die Not zu lindern:
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