Die ungarische Minderheit in Serbien hat im Laufe der letzten Jahrzehnte eine signifikante demografische Entwicklung durchgemacht. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war zählte sie mehrere Hunderttausend Mitglieder. Die Vojvodina war ein Zentrum ungarischer Kultur und Identität. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderten viele Ungarn in andere Länder aus, insbesondere nach Ungarn, oder sie assimilierten sich. In den 1990er Jahren, während der politischen Umwälzungen und Konflikte im ehemaligen Jugoslawien, kam es zu weiteren Abwanderungen. Während die ungarische Bevölkerung in der Volkszählung von 2002 noch etwa 300.000 Menschen betrug, sank diese Zahl in der Volkszählung von 2011 auf etwa 250.000. Die Volkszählung von 2022 zeigte einen weiteren Rückgang auf 230.000. Gründe dafür sind die Arbeitsmigration, der demografische Wandel und Assimilation.
Die Reformierte Kirche ungarischer Sprache in Serbien hat in der Vojvodina 12 Gemeinde mit insgesamt 30 Diasporagemeinden. Sie werden von 10 aktiven Pastor:innen und zwei pensionierten Pastoren betreut. Insgesamt gehören 10-12.000 Mitglieder zur Kirche. Aktuell studieren drei Studenten in Ungarn Theologie. Die Kirche hofft, dass sie nach Serbien zurückkommen werden, um hier einen Pfarrdienst zu übernehmen.
Die reformierte Kirche in Serbien hat ihre Wurzeln in der Zeit, als das Gebiet Teil des Königreichs Ungarn war. Nach dem Vertrag von Trianon 1920 fiel die Vojvodina an das Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, das später als Königreich Jugoslawien bekannt wurde. Nach dem Zerfall Jugoslawiens mussten sich in Serbien und Kroatien jeweils eine selbständige reformierte Kirche gründen.
Die Reformierte Kirche Serbiens spielt eine wichtige Rolle im Leben der ungarischen Gemeinschaft. Sie bietet nicht nur einen Raum für den Glauben, sondern auch für kulturelle Aktivitäten und soziale Unterstützung. Die Kirche fördert die ungarische Sprache und Kultur durch verschiedene Programme, Veranstaltungen und Bildungsangebote.
Die Kirche selbst ist mit den anderen reformierten ungarischen Kirchen in Ungarn, Rumänien, Kroatien, der Slowakei und der der Ukraine eng verbunden. In der Vergangenheit hat der ungarische Staat zahlreiche Projekte der reformierten Kirche finanziell unterstützt, um die ungarische Sprache, Identität und Kultur zu stärken.
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