Pfarrer Miklos (re.) mit Bischof Zan Fabian (li.) und dem GS des GAW |
„Als wir 1996 nach Dercen kamen, gab es 500 Kühe im Dorf. Die Kühe gingen abends selbständig von der Weide zu ihren jeweiligen Ställen und wurden dort schon erwartet. Es dauerte eine Stunde, bis diese Kuhprozession zu Ende war. Meine Kinder haben es geliebt“, sagt Pfarrer Miklos. „Jetzt gibt es nur noch 30 Kühe!“
Auch die Mitglieder seiner Gemeinde sind weniger geworden. Vor der Pandemie und dem Krieg hatte Dercen in Transkarpatien/Ukraine 2.500 Einwohner, die bis auf wenige alle der reformierten ungarischsprachigen Gemeinde angehörten. Jetzt hat das Dorf nur noch 1.200 Einwohner. Der Krieg hat vor allem junge Familien aus dem Land getrieben. Zudem gibt es wenig Arbeit in der Region. „Anfangs gab es zwischen denen, die geblieben sind und denen, die gegangen sind, Missstimmungen. Das ist teilweise bis heute so. Und die Solidarität derjenigen, die nun in Ungarn oder weiter im Westen leben mit den alten und armen Menschen, die geblieben sind, ist auch begrenzt“, berichtet Pfarrer Miklos. Und er fährt fort wie wichtig dennoch die Gemeinschaft ist. Die ungarischen Orte lebten davon, dass der Pfarrer bleibe. „Wenn der geht, dann geht als nächstes der ungarischsprachige Lehrer. Dann gehen nach und nach die anderen, der Ort verödet und das Leben verschwindet.“
Die Reformierte Kirche in Transkarpatien hatte vor Kriegsausbruch 65.000 Mitglieder. 56.000 sind noch da. Die Arbeit, die anfällt, bleibt an wenigen Menschen hängen, von denen immer mehr verlangt wird und die viele Lasten zu tragen haben.
In der Gemeinde in Dercen gibt es an fünf Tagen eine Suppenküche für 15 Kinder und 45 alte und verarmte Menschen. Das alles ist eine große Herausforderung. Aber so Miklos: „Die Pfarrer sind wichtig, um Hoffnung zu geben, die Gemeinschaft zu stärken, zu trösten – und für uns als Minderheit zudem, die Tradition und das Zusammenleben zu stärken. Bleibt der Pfarrer, bleibt die Gemeinde.“
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