Martin-Luther-Gemeinde an der Linie 11

Die Martin-Luther-Gemeinde liegt an der Linie 11. So heißt die Strasse, die vor über 40 Jahren in den Amazonas-Urwald im Bundesstaat Rondônia ca. 40 km von Cacoal entfernt, geschlagen wurde. Anfangs kam man nur per Pferd oder zu Fuß die Erdstrasse entlang. Hier begannen Lutheraner pommerscher Abstammung damit, den Urwald abzuholzen, Kaffee, Maniok und Bananen anzupflanzen und Vieh zu züchten. So wurde Stück für Stück dieses Land besiedelt – und der Urwald zerstört.

An der Linie 11 bauten die lutherischen Siedler eine kleine Holzkirche mit dem stolzen Namen Martin-Luther-Kirche. Später wurde sie durch eine feste, aus Stein gebaute Kirche ersetzt.

Aktuell gehören der Gemeinde ca. 115 Personen an, die sich regelmäßig treffen zu den Gottesdiensten in der Woche und am Wochenende, zu Glaubenskursen, Bibelstunden und geselligen Treffen. Und natürlich darf im Jahr ein in der Umgebung für alle offenes Wurstfest nicht fehlen. Da kommen schon mal 1.000 Personen. Dann wird gegrillt und hunderte Kilogramm Fleisch werden verzehrt. Die Einnahmen kommen wiederum der Gemeinde zugute.

Die Gemeinde wird derzeit von einem jungen Pfarrer begleitet, der weitere 6 Filialgemeinden betreut. Es ist seine erste Stelle, auf die er für drei Jahre entsendet wurde. „Ein Problem, das wir haben, sind die kurzen Verweilzeiten der entsandten Pfarrer:innen,“ sagt Synodalpfarrerin Vera Engelhardt. „In der Regel stammen die Pfarrer:innen aus dem Süden und haben dort ihre Familien. Dort wollen sie möglichst wieder zurück. Hier in diesem Klima fühlen viele nicht wohl. Außerdem ist das Leben teurer, die ärztliche Versorgung und die Schulangebote für Kinder sind schlechter.“

Dr. Martin Dutzmann spricht zur Gemeinde

Das Leben ist hart in der Region. Das ist zu spüren und zu erleben. Und dann kommt hinzu, dass auch Menschen die Region verlassen, weil sie von der derzeitigen Regierung Brasiliens gelockt werden in abgelegener Regionen, um den Amazonas-Regenwald zu roden und noch mehr Land zu bewirtschaften. „Manche treibt die Gier. Man kann doch auch hier in der Region leben. Aber die Zeiten sind verrückt. Und sachlich kann man kaum über die negativen Folgen der Abholzung des Regenwaldes sprechen,“ so ein Kirchenleitender der IECLB. 

Und doch sind die Menschen da und brauchen das Evangelium. Das konnten wir erleben in einem lebendigen Gottesdienst, in dem der GAW-Präsident Dr. Martin Dutzmann ein Grußwort hielt und auf die Freiheit des Christenmenschen verwies, der verantwortlich ist für sich, seine Gemeinschaft und seine Umwelt.