Sergej (links) vor dem Mutter-Kind-Haus;
Bela Nagy (2.v.rechts)

„RB Leipzig spielt doch heute in Glasgow,“ stellt Sergej fest, als ich mich vorstelle und sage, dass ich aus Leipzig komme. „Ja! Und hoffentlich gewinnen sie…“ – so meine Hoffnung am Nachmittag in Beregszász vor dem Halbfinalspiel der Europa League. Sergej ist ein ukrainischer Sportlehrer aus Kiew. Schnell kommen wir über den Fußball ins Gespräch. Seit Anfang März lebt er mit seiner Frau und den beiden Kindern im Mutter-Kind-Haus der Diakonie der Reformierten Kirche in Transkarpatien/Ukraine. Kiew haben sie verlassen, weil ihr Stadtbezirk unter Artilleriebeschuß der russischen Armee lag. Seine Wohnung liegt nicht weit entfernt von Butscha. Wann und ob sie zurückkehren können… – das ist offen. Sergejs Frau hat inzwischen in Beregszász eine Arbeit gefunden. Sergej hilft bei der Diakonie aus bei Gartenarbeiten auf dem großen Gelände und in der Landwirtschaft. Bisher wurde er noch nicht zum Militär eingezogen. Bis Ende Mai ist er freigestellt. Was dann…? Auch das ist offen.

Das Mutter-Kind-Haus wurde errichtet, um alleinerziehende Mütter zu unterstützen, die in Not und Armut geraten sind. In dem Haus leben derzeit drei Mütter mit ihren Kindern. Inzwischen teilen sie sich das Haus mit zwei Flüchtlingsfamilien. Im benachbarten Altersheim der Diakonie, in dem 37 alte Menschen versorgt werden, leben zusätzlich noch drei Flüchtlingsfamilien. „Vor Kurzem ist in unserem Haus eine alte ukrainische Frau gestorben, die zuvor geflohen war und die wir aufgenommen hatten,“ berichtet Bela Nagy, Leiter der Diakonie. „Eine weitere alte ukrainische Dame, die dement ist, ist ebenso bei uns in der Demenzabteilung untergekommen.“

Das sind nur zwei kleine Beispiele aus der Arbeit der Diakonie der Reformierten Kirche, die zeigen, wie sich die Kirche für die Flüchtlinge einsetzt.

Derzeit sind 280.000 Flüchtlinge in der Region Transkarpatien in der Ukraine registriert. „Wahrscheinlich kommen noch einmal 100.000 unregistrierte Menschen dazu,“ sagt Bela Nagy. In den reformierten Gemeinden werden in Pfarr- und Gemeindehäusern derzeit ca. 2.000 geflüchtete Menschen betreut. Eine große Herausforderung für die Kirche. Ohne Unterstützung von außen ist das nicht zu schaffen. Das GAW hilft auch hier der Reformierten Kirche.