Aus Rumänien berichtet Margit Kézdi, die Geschäftsführerin der Frauenarbeit der Evangelischen Kirche A.B.: „

„Wir sind alle bestürzt und betroffen und können es kaum
fassen, dass so ein Krieg im Europa des 21. Jahrhunderts noch passieren kann. Gleichzeitig
rollt eine nie dagewesene Welle der Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe durch Rumänien.
Die NGO´s, die kirchlichen und die staatlichen Anlaufstellen sind richtiggehend
davon überwältigt worden. Es ist bewegend und unbeschreiblich schön zu sehen, wie
jeder, wirklich jeder, bereit ist, mitzuhelfen.

Über die sozialen Medien hat sich die Bevölkerung vom
ersten Tag des Krieges an organisiert. Jeder und jede hat gespendet und
geholfen, womit man nur konnte: Decken, Bekleidung, Nahrung, Geld. Viele fahren
mit eigenen Autos zur Grenze und bringen Flüchtlinge in sichere Unterkünfte
oder je nach Wunsch weiter bis zur ungarischen Grenze. Die meisten wollen weiter flüchten, doch einige möchten  hierbleiben, solange der
Krieg andauert. Die Bahn hat ihnen kostenlose Fahrten ermöglicht und die
Regierung kostenlose medizinische Betreuung, Arbeitsplätze und Unterkünfte
zugesichert. Die Kinder können hierzulande unkompliziert eingeschult werden.
Außerdem unterstützt der Staat auch finanziell alle Helfenden, die Flüchtlinge
aufnehmen und beherbergen. Aber die Menschen machen es aus reiner Nächstenliebe
und nicht des Geldes wegen.

Unsere Evangelische Kirche A.B. in Rumänien hat ein Spendenkonto
„Soforthilfe Ukraine“ angelegt, ruft zum täglichen Friedensgebet auf und hilft
mit Unterkunft in den beiden Freizeitheimen (in Michelsberg und Wolkendorf).
Auch verschiedene Kirchengemeinden haben Unterkünfte zur Verfügung gestellt,
die teilweise bereits belegt sind. Wir haben uns auch als Frauenarbeit
beteiligt und zu Spenden aufgerufen. Außerdem unterstützen unsere Frauen alle
loka

Geflüchtete im Freizeitheim in Wolkendorf

len Hilfsaktionen. In Heltau hat die Stadtverwaltung aufgrund der Städtepartnerschaft
zu Hola Pristan im Kreis Cherson Sachspenden gesammelt, Geld gespendet und
etliche Unterkünfte zur Verfügung gestellt und wird auch darüber hinaus Hilfe
leisten.

Als Christen können wir getrost Zuversicht und Hoffnung
bewahren, aber die menschliche Sorge ist groß. Zudem steigen alle Preise stetig.
Sprit ist im Vergleich zum Frühjahr 2020 inzwischen doppelt so teuer geworden.
Und entsprechend sind die Preise für die Lebensmittel stark gestiegen, auch sie
haben sich fast verdoppelt. Die Renten und Gehälter sind nicht gestiegen, die
Menschen schlagen sich tapfer durch den Alltag und beten, es möge nur kein
Krieg kommen. Die Gas- und Stromrechnungen sind erstickend, und doch beten alle
nur für Frieden und Gesundheit.

Gestern Nachmittag und Abend erlebten wir zudem eine
Massenpsychose: Die Falschnachricht, dass die Spritpreise von 8 Lei auf 11 Lei
steigen sollen, verbreitete sich wie ein Lauffeuer und unglaublich viele
Menschen sind drauf reingefallen. Innerhalb weniger Minuten bildeten sich
riesige Schlangen an den Tankstellen. Hermannstadt war gestern Abend gelähmt,
die Polizei überfordert. Die Menschen hatten im Kofferraum allerhand Behälter,
sogar Weinfässer. Es kam zu Schlägereien. Es war unheimlich. So traurig, wie
schwach der Mensch sein kann. Es braucht nur einen Funken und schon brennt es
lichterloh.

 Es bleiben die Kraft des Betens und die Hoffnung auf
Gottes Beistand. Er möge alle zweifelnden, verzweifelten und leidgeprüften
Menschen stärken.“