Die Hilfsorganisation Perichoresis hilft den Geflüchteten in Griechenland

Paris Papageorgiu (r.),
mit dem GAW-Generalsekretär Enno Haaks

„Als 2015 die ersten Flüchtlingsströme nach Griechenland kamen und auf den Feldern von Idomeni campierten, sah ich diese Menschen. Ich war schockiert zu sehen, dass Menschen wie du und ich quasi zu ‚Nichts‘ geworden waren. Sie hatten alles verloren. Als die Grenzen nach Norden geschlossen wurden und die Flüchtlinge nicht mehr wegkonnten, haben wir begonnen, sie in unseren Häusern aufzunehmen“, berichtet Paris Papageorgiou, Mitglied im Vorstand von Perichoresis, einer von der evangelischen Gemeinde in Katerini gegründeten Nichtregierungsorganisation (NGO).

Wenn Paris Papageorgiu ‚wir‘ sagt, meint er nicht nur seine Kirchengemeinde, sondern auch sich selbst. Mehreren Frauen mit ihren Kindern, insgesamt neun Personen bot seine Familie Schutz. Als einem Nachkommen der sogenannten Pontosgriechen, ging ihm das Schicksal der Flüchtlinge auch aufgrund seiner Familiengeschichte sehr nahe.

Die von vertriebenen und geflüchteten Pontosgriechen
errichtete evangelische Kirche in Katerini

„Nach dem griechisch-türkischen Krieg 1922 wurden unsere Leute vom Schwarzmeer gewaltsam vertrieben“, erläutert Paris Papageorgiou. Nea Trapezounta – Neutrabzon heißt der Ortsteil der Stadt Katerini, in dem er wohnt. Der Name erinnert an die verlorengegangene Heimat. Griechenland, das im Jahr 1923 eine Bevölkerung von nur etwa 5,5 Millionen hatte, sah sich mit einem Flüchtlingsstrom von rund 1,5 Millionen Menschen konfrontiert. Die Deportierten und Geflüchteten lebten in provisorischen Zeltlagern am Rande der Städte. Daraus erwuchsen Siedlungen, deren Namen auch heute noch an die frühere Heimat erinnern, oft erkennbar an dem Namensteil Nea: neu. Und wie das Schicksal so will, spielte im Jahr 1923 Syrien für viele griechischen Familien eine rettende Rolle. Paris Papageorgieu erzählt: „Viele kamen ums Leben, als sie Richtung Syrien geflohen sind. Etliche haben acht Monate bis anderthalb Jahre in Syrien Zuflucht erhalten und wurden dort versorgt, bis sie nach Griechenland ausreisen konnten und bei Katerini eine neue Heimat fanden.“ Heute nun sind Menschen aus Syrien auf der Flucht. Die Gastfreundschaft, die seine Vorfahren in Syrien erlebt hatten, motivierte Paris Papageorgiu während des Flüchtlingselends 2015 in Idomeni. „Wir sagten unseren syrischen Gästen, dass wir auf diese Weise das zurückgeben können, was wir damals empfangen haben.“

Bald wurde aber allen Beteiligten klar, dass es mehr und vor allem professionelle Unterstützung brauchte. Das war der Anfang der Hilfsorganisation Perichoresis.

Alexandra Nikolara
Foto: Thomas Einberger

Die Leiterin von Perichoresis heißt Alexandra Nikolara. Während der griechische Staat die Unterbringung und Versorgung inzwischen übernommen hat, kümmert sich Perichoresis um rechtliche Beratung, sozialen und psychologischen Begleitung sowie Sprachkurse von rund 600 geflüchteten und versucht, bei der Arbeitssuche zu helfen. „Wichtig sind Freizeitangebote und schulische Hilfe für Flüchtlingskinder. Das fordert uns alle sehr heraus“, sagt Alexandra Nikolara.

Seit den ersten humanitären Einsätzen der Freiwilligen in Idomeni vor sechs Jahren hat das GAW die Flüchtlingsarbeit der Griechisch-Evangelischen Kirche regelmäßig unterstützt, für Lebensmittelhilfen gespendet, beim Ausbau von Flüchtlingswohnungen geholfen etc. In diesem Jahr unterstützt die Konfirmandengabe des GAW die so notwendige Arbeit von Perichoresis. Die Menschen – besonders die Kinder – sollen nicht verloren gehen.

„Unser Anliegen ist es, die geflüchteten Menschen zu verstehen: ihren Status, ihre Nationalität, ihre Kultur, ihre Religion, ihre Erfahrungen. Nur wenn wir die Menschen verstehen, können wir ihnen helfen, hier in Europa Fuß zu fassen.“ (Alexandra Nikolara)