Flüchtlingskinder in Katerini / Perichoresis
(Griechenland)
 

Noch nie gab es so viele Flüchtlinge weltweit wie derzeit.
UNHCR berichtet, dass 79,5 Millionen Menschen Ende des Jahres 2019 auf der
Flucht waren. Davon sind 26 Millionen vor Konflikten, Verfolgung oder schweren
Menschenrechtsverletzungen aus ihrer Heimat geflohen. 45,7 Millionen sind
Binnenvertriebene, also Menschen, die innerhalb ihres Landes auf der Flucht
sind. 4,2 Millionen Menschen von den 79,5 Millionen sind Asylsuchende.

UN-Flüchtlingshochkommissar
Filippo Grandi sagt: „Wir beobachten eine veränderte Realität. Vertreibung
betrifft aktuell nicht nur viel mehr Menschen, sondern sie ist auch kein
kurzfristiges und vorübergehendes Phänomen mehr. Wir brauchen eine grundlegend
neue und positivere Haltung gegenüber allen, die flüchten, gepaart mit einem
viel entschlosseneren Bestreben, Konflikte zu lösen, die jahrelang andauern und
die Ursache dieses immensen Leidens sind.“

Um eine positive Haltung gegenüber denen, die geflohen sind,
bemühen sich viele der GAW-Partnerkirchen. Die Griechisch-Evangelische Kirche
ist ein Beispiel davon. Einzelne Gemeinden aber auch die NGO Perichoresis in
Katherini bemühen sich darum, Flüchtlinge zu begleiten und zu integrieren. Sie
tun es, weil viele Gemeindemitglieder Nachfahren von griechisch-evangelischen Familien
mit Flucht- und Vertreibungserfahrungen sind. In den 1920er Jahren gelangten ihre
Familien nach einem Krieg und Bevölkerungsaustausch aus Kleinasien nach
Griechenland.

In der Bibel gibt es zahlreiche Anknüpfungspunkte für solche
Erfahrungen. Das Alte Testament beginnt mit einer Vertreibung, das Neue
Testament mit einer Flucht. Im Drama des Auszugs aus dem Paradies (Gen 3,1–24)
mussten die ersten Menschen, Adam und Eva, ihre Heimat verlassen. Kurz nach der
Geburt Jesu flohen Josef und Maria mit ihm nach Ägypten. Wie ein roter Faden
durchzieht das Motiv der Flucht, Vertreibung und Heimatlosigkeit die Bibel.

Das fordert evangelische Kirchen heraus. Es geht um
Anerkennung des Fremden. Es geht um Vielfalt in der Einen Welt, um die
Anerkennung der Anderen. Im Wissen darum, wie es ist, fremd zu sein, lädt
christlicher Glaube ein, Fremde aufzunehmen, weil Gottes ungeschuldete Gnade
jedem Menschen gilt – egal wo er herkommt.

Jedes Jahr gibt es zahlreiche Projekte unserer Partnerkirchen,
um Flüchtlingen zu helfen – in Griechenland, in Syrien, im Libanon, in Italien,
in Frankreich, in Spanien, in Kolumbien. Diese Projekte sind geleitet von dem
Gedanken: „Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt
25,35)

Für einige Projekte haben unsere Partnerkirchen
uns um Hilfe gebeten. Im Jahr 2021 wollen wir deshalb besonders die Arbeit mit
Binnenflüchtlingen in Kolumbien und mit syrischen Flüchtlingen im Libanon unterstützen.
Auch mit der Konfirmandengabe 2021 bitten wir um Hilfe für ein Flüchtlingsprojekt –  für die NGO Perichoresis in Griechenland, die Geflüchteten
Wohnraum, Hilfe im Asylverfahren sowie im Alltag bietet: Es gibt einen
Kindergarten, Unterstützung für Schulkinder beim Lernen, Therapien für
traumatisierte Geflüchtete, Griechischkurse, gemeinsame Freizeitaktivitäten,
eine Fußballmannschaft für Kinder und Jugendliche.