Bei einem Online-Gespräch des
Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrums der Evangelischen Kirche in
Mitteldeutschland (EKM) berichtete der maronitisch-katholische
Priester Jihad Nofal Nassif aus Homs in Syrien über die verzweifelte
Lage vieler Menschen und wie er versucht, zu helfen.

Seit seinem Studium in Deutschland
spricht Pater Jihad perfekt Deutsch. Doch weggehen möchte er nicht.
„Ich bin freiwillig in Syrien geblieben, um ein Hoffnungszeichen zu
setzen – genau wie viele andere Brüder verschiedener Konfessionen.
Für die Menschen hier spielt die Konfession keine große Rolle. Sie
wissen, dass sie in der Kirche in ihrer Nähe Hilfe bekommen, egal ob
sie zur jeweiligen Gemeinde gehören oder nicht. Mein Pfarrhaus steht
Hilfsbedürftigen immer offen.“

Die Situation in Syrien sei
„unerträglich“ für die Menschen, sagt Pater Jihad. Ein Großteil
der Menschen verdient nur um die 20 Dollar im Monat. Das reiche
gerade einmal für 2 bis 3 Tage. Danach müssen sie um Hilfe bitten.
Andere bekommen Geld-Überweisungen von Verwandten im Ausland. Pater
Jihad sagt: „Früher habe ich auf die Auswanderer geschimpft, weil
sie ihre Mitchristen im Stich lassen. Inzwischen bin ich dankbar,
dass es sie gibt.“ Für größere Anschaffungen fehlt den Menschen
im Moment das Geld. Wenn der Kühlschrank kaputt ist, bleibt er so.
Die Gründe für diese Lage sind die Sanktionen gegen das syrische
Regime, die Kriegsschäden und die extreme Inflation. Wenn man am
Vormittag sein Geld bekomme, müsse man es sofort ausgeben, am
Nachmittag habe es schon einen Teil seines Wertes verloren, erzählt
Pater Jihad.

Unterstützung bekommt der Priester aus
der EKM, besonders aus der Gemeinde in Rüdersdorf. Mit dem Geld hat
er ein kleines Hilfsprojekt aufgebaut. Er hilft monatlich 60 Familien
dabei, über die Runden zu kommen, alleinstehenden alten Menschen mit
einer kleinen Rente, Krebskranken, Familien, in denen der Vater im
Krieg umgekommen ist – Christen und Muslimen. „Für mich ist es
die größte Gnade im Leben, dass ich helfen darf!“, sagt Pater
Jihad. „Ich sage den Christen hier immer, dass sie ausharren
müssen. Wenn sie verschwinden, verschwindet auch die christliche
Nächstenliebe. Wir müssen auch an die Stelle derer treten, die
gegangen sind.“