Pfarrer Mindaugas Kairys und die kleinen Wunder
Mindaugas Kairys haben wir im GAW kennengelernt, als er 2000/01 ein Jahr lang mit einem GAW-Stipendium in Leipzig Theologie studierte. Kairys gehört zu der neuen Generation Pfarrer in Litauen, die nach der politischen Wende begannen, Theologie zu studieren.
„Wir jungen Pfarrer mussten nach der Wende sehr schnell ran“, erzählt Mindaugas Kairys. Ihnen wurde sofort Verantwortung für die Gemeinden übertragen, denn kurz nach Wiedererlangung der Unabhängigkeit des Landes gab es in Litauen nur noch zwei, drei lutherische Pfarrer überhaupt. In ihren Gemeinden standen die jungen Pfarrer dann vor Kirchen mit undichten oder eingestürzten Dächern, fehlenden Altären, Orgeln und Bänken. Während des Sozialismus hatten die meisten Gemeinden ihre Kirchen nicht nutzen können, weil sie zweckentfremdet waren und z.B. als Getreidespeicher dienten.
Auch Diakonie existierte nicht. „Wir haben bei Null angefangen“, so Kairys. Was aus daraus inzwischen entstanden ist, ist ein Wunder – eigentlich sind es sogar viele Wunder.
Mindaugas Kairys ist ein Mensch, der die Begabung hat, sowohl die Not als auch die Lösungsansätze zu sehen, und sich mit unglaublicher Tatkraft dafür einsetzt. Er sucht und findet Sponsoren, Fördergelder, Spenden. Die Aufgaben des Diakoniepfarrers des lutherischen Diakoniewerks „Sandora“ führt er – wohlgemerkt – neben seiner Arbeit als Gemeindepfarrer in Jurbarkas, Smalininkai, Skirsnemunę und Vilkyškiai aus.
Mindaugas Kairys mit Kindern aus dem Kinderzentrum in Smalininkai, das 2019 mit dem GAW-Kindergabe unterstützt wurde |
Die Liste der diakonischen Projekte, die der 42-Jährige angeschoben hat, ist lang: verschiedene Diakoniezentren, die mit sogenannten Euro-Waisen arbeiten, das Drogenrehabilitationszentrum Gabrielius in Vyžiai, das Drogenrehabilitationsprojekt in Garliava bei Kaunas, verbunden mit einem Gemeindezentrum, ein Familienzentrum in Smalininkai, ein Familienkrisenzentrum in Jurbarkas … Die Projekte sind meist an eine Gemeinde gebunden, denn für Kairys gehören Diakonie und Gemeindeleben untrennbar zusammen: „Wer diakonisch tätig ist und dem Nächsten hilft, der übernimmt die wichtigste Aufgabe in unserer Kirche“, betonte er bei der Einweihung des Zentrums in Garliava.
Das gilt genauso für seine Gemeinde in Jurbarkas. Erst hat er die Fertigstellung der neuen lutherischen Kirche in Jurbarkas gestemmt. Der kurz nach der Wende begonnene Neubau drohte als eine Bauruine zu enden, bevor Mindaugas Kairys dort das Pfarramt übernahm. Heute ist die Kirche ein einladender Ort, mit gut besuchten Gottesdiensten und Konzerten. Und weil Gemeindeleben und Diakonie eben zusammengehören, entstand neben der Kirche das Familienkrisenzentrum.
Pfarrer Mindaugas Kairys schafft es immer wieder, andere mit seiner eigenen Begeisterung anzustecken und zur Mitarbeit zu motivieren. Bei seiner Arbeit kann er regelmäßig auf die Hilfe des GAW bauen – auch in diesem Jahr. Mit der Konfirmandengabe 2021 unterstützt das GAW den Ausbau des Familienkrisenzentrums in Jurbarkas. Für Kinder, die dort leben, soll ein Raum für Spiel und Sport entstehen.
Kommentare