Abendmahlsgottesdienst unter Coronabedingungen in Poznan

Der ehemalige GAW-Stipendiat Philipp Lipinski schreibt uns aus Posen/Poznan:

„Die Coronakrise hat sich in Polen im Vergleich zum Frühjahr wieder verschärft. Die Zahl der Infizierten hat während der Urlaubszeit inzwischen die Zahl 700 pro Tag erreicht. Das ist sehr viel. 

Nach einer zweimonatigen Pause im Leben der lutherischen Gemeinde in Posen feiern wir seit Mai wieder regelmäßige Gottesdienste, die wir auch über YouTube online stellen. Ende Mai haben wir in Posen auch wieder Abendmahlgottesdienste gefeiert mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen. Der Pfarrer teilt die Abendmahlsgaben mit Mundschutz und Handschuhen aus. Und – es werden Einzelkelche benutzt. Alle Gläubigen müssen während des Gottesdienstes einen Mund-Nasenschutz tragen und ihre Hände desinfizieren. 

Am 19. September wollte unsere Kirchengemeinde ihr Jahrhundertjubiläum feiern. Anfang Oktober sollte die schon verschobene Konfirmation gefeiert werden. Jetzt wissen wir überhaupt nicht, was die nächsten zwei Wochen bringen werden und ob und wie wir die Feiern erleben werden. 

Der Gesundheitsminister Lukasz Szumowski schied vor Kurzem aus seinem Amt aus. Offiziell, weil seine Amtszeit zu Ende ist. Wahrscheinlich war er aber im Konflikt mit dem Ministerpräsident Morawiecki über die Coronasituation in Polen. Man hat den Eindruck, dass in Polen die Wirtschaft vor der Gesundheit der Bevölkerung steht. Denn ab Mai waren alle Institutionen – staatliche, wirtschaftliche, kulturelle und touristische – wieder offen. Die junge Ehepaare feiern ihre Hochzeiten ganz normal. In den Ostseeferienorten und im Tatragebirge verhält sich jeder so, als gäbe es überhaupt keine Epidemie. Diese merkwürdige Stimmung, zusammen mit den großen Infektionszahlen macht uns in unserer Kirche große Sorgen.“