Sophie Langeneck ist Pfarrerin in der Waldenserkirche in Italien. Ihre Gemeinde liegt in Turin. Hierhin, in die undurchdringlichen Täler des Piemont, flohen die Waldenser, als die Kirche sie im Mittelalter als Ketzer verfolgte. Aber auch von dort wurden sie immer wieder vertrieben. Es ist also ein Wunder, dass es die Glaubensgemeinschaft der Waldenser noch gibt.

Die Kirche geht zurück auf den Kaufmann Petrus Valdes, der 1176 nach einem
Bekehrungserlebnis sein Vermögen aufgab und Wanderprediger wurde. Auch seine
Anhänger, Männer wie Frauen, lebten in freiwilliger Armut. Erst 1848 wurde den Waldensern die Glaubensfreiheit zugestanden. Seitdem sind zahlreiche neue Gemeinden in allen größeren Städten Italiens entstanden. Das geografische Zentrum der Waldenser bilden jedoch weiterhin die sogenannten Waldensertäler in den Cottischen Alpen westlich von Turin. Die Kirche zeichnet ein großes diakonisches Engagement aus – in Italien und durch die Weitergabe der Kultursteuer auch im Ausland.

Pfarrerin Langeneck schreibt uns aus ihrer Gemeinde: „Zwei Monate lang durften wir keine Gottesdienste zusammen feiern, keine
Gemeindekreise und Kathechismen abhalten und uns nicht im
Gemeindesaal versammeln. In dieser Zeit haben wir versucht, die Essenz unseres gemeinsamen
Glaubens anders zu leben und an den
Beziehungen trotz Abstand
auf anderen Wegen festzuhalten. So haben wir viel über Internet und Telefon
kommuniziert. 

Ich habe z.B. mit meinen zwei Kollegen ein Krabbelgottesdienst-Video
für die Kinder aufgenommen. Wir haben mit den
Laienpredigern unserer Gemeinden der Waldenser-Täler tägliche Andachten für den waldensischen Radiosender „Radio Beckwith Evangelica“ aufgenommen und die Audiodateien auch über
WhatsApp verbreitet. Die vielen Menschen, die in der Coronakrise ihren Job
verloren haben oder wirtschaftliche Einbußen hinnehmen müssen, hilft die
diakonische Arbeit unserer Gemeinde durch Lebensmittelverteilung. Wir haben
einfach versucht, anders Kirche zu sein, nämlich eine Kirche, die zu den
Gläubigen nach Hause kommt und eine Kirche, die da ist, wo sie gerade gebraucht
wird.“