Im Jahr 2018 unterstützte die GAW-Frauenarbeit die Arbeit der Diakonie Kosovo. Die Vorsitzenden Bernd Baumgarten und Fuad Kasumi berichten im Freundesbrief über die aktuelle Lage im Kosovo und in der Diakonie: 

„Seit dem 3. Juni haben wir eine neue Regierung. Die ‚Koalition der Hoffnung‘, wie sie genannt wurde, wurde im März durch ein Misstrauensvotum gestürzt. Die Initiative dafür ging vor allem von der US-amerikanischen Regierung aus. Präsident Donald Trump benötigt für seinen Wahlkampf einen außenpolitischen Erfolg. Um die Anerkennung des Kosovo durch Serbien zu ermöglichen, sollte ein Gebietstausch erfolgen. Angela Merkel und andere europäische Politiker*innen sind gegen den Gebietstausch, weil dadurch ethnisch bereinigte Gebiete entstehen könnten. Der starke amerikanische Einfluss auf die Politik des Landes wird im Kosovo und in Europa nicht nur begrüßt. 

Lebensmittelhilfe durch die Diakonie

Die Corona-Pandemie hat das Land fest im Griff. Zu Beginn der Krise im März/April waren die Neuinfektionen sehr niedrig. Es gab strenge Regeln, Städte wurden zum Teil isoliert und die Maßnahmen wurde von der Polizei überwacht. Das ist Geschichte und inzwischen werden die Eindämmungsmaßnahmen weitgehend ignoriert. So ist Kosovo neben den Nachbarländern ein Corona-Hotspot. Die Zahl der Neuinfizierten steigt täglich. 

Am 7. Juni wurde ich positiv getestet, dann meine Frau und unsere Tochter, später auch drei Mitarbeiter, darunter unser Arzt. Wir alle mussten für zweieinhalb Wochen in Quarantäne, die gesamte Diakonie wurde geschlossen. Für unseren Bauernhof war die Schließung eine große Herausforderung. 80 Ziegen und 960 Hühner können nun einmal nicht online versorgt werden. Nach reiflicher Überlegung entschieden sich vier Mitarbeiter, davon zwei mit Behinderung, die Zeit der Isolation auf dem Bauernhof zu verbringen und die Tiere zu versorgen.

Weizenernte auf dem Sozialbauernhof

Das Ausbildungszentrum ist weiterhin geschlossen. Es ist nicht in Sicht, wann wir zu einem geregelten Unterricht zurückkehren können. Zur Zeit versuchen wir in kleinen Gruppen, mit Masken und Abstand wenigstens einige Kurse zu beenden. Die Schüler wollen arbeiten und benötigen ihr Zeugnis. 

Die wirtschaftliche Lage ist noch schlechter als vor der Pandemie und die Arbeitslosigkeit noch höher. Viele kleine Unternehmen haben die Monate des Lockdowns nicht überstanden. Der Wunsch, das Land zu verlassen, wächst weiter. Wir erhalten täglich Anfragen, ob wir nicht eine Arbeitsstelle im Ausland vermitteln können. Selbst auf der Straße werden wir deshalb angesprochen.

In unserem psychologischen Traumaberatungszentrum verzeichneten wir einen deutlichen Anstieg häuslicher Gewalt. Die Isolation und die wirtschaftliche Lage verschärfen das Problem. Die Polizeistationen, mit denen wir zusammenarbeiten, wiesend die Betroffenen direkt auf unsere Hilfe hin. Meist konnten wir schnell helfen. Aber wir haben Fälle gesehen, bei denen selbst erfahrene Therapeutinnen an ihre Grenzen kamen.“