Verteilung von Brot in der armenisch-

evangelischen Bethelgemeinde in Aleppo.

Die Lebenssituation der
Menschen in Syrien verschlechtert sich von Tag zu Tag dramatisch. Fast 10
Millionen Menschen in dem Land haben Schätzungen des Welternährungsprogrammes
zufolge nicht genug zu essen. 

Zusätzlich zu den von der Corona-Pandemie
verursachten Problemen wachsen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten für die
Bevölkerung. Die Preise steigen stetig. Die ohnehin geringen Gehälter der
Menschen, verlieren dramatisch an Wert. Viele Geschäfte schließen, weil sie
aufgrund der Wechselkursschwankungen und der rasanten Inflation nicht mehr
wirtschaftlich ein- und verkaufen können. Auf dem Schwarzmarkt gibt es alles,
aber zu Preisen, die kaum einer bezahlen kann. 

Pfarrer Haroutune Selimian von
der evangelischen Bethelgemeinde in Aleppo schreibt: „Der Preis eines typischen
Warenkorbes mit Lebensmitteln ist um 200 % gestiegen. Aber auch die Preise für
Medikamente und andere lebensnotwendige Dinge sind in eine Höhe geschnellt, die
niemand mehr bezahlen kann. Ein Kilo Zitronen kostet im Moment beispielsweise
2,500 Syrische Pfund. Das ist ein Viertel des durchschnittlichen
Monatsverdienstes eines Angestellten.“

Den Hintergrund der akuten
Verschlechterung der Lage für die Bevölkerung bilden die seit dem 17. Juni in
Kraft getretenen US-Sanktionen des sog. „Caesar Act“ (Caesar Syria Civilian
Protection Act), die den Druck auf Assad erhöhen sollen, aber vor allem die
einfache Bevölkerung in noch mehr Elend stürzen.

Mitglieder der armenisch-evangelischen

Bethelgemeinde in Aleppo besuchen regelmäßig

alte und kranke Menschen, die nicht zur Lebensmittel-

ausgabe kommen können, um auch sie zu versorgen.

Pfarrer Ibrahim Nseir von der Evangelisch-Presbyterianischen
Kirche in Aleppo beschreibt im Juni in einer E-Mail die bedrückende Lage: 
„Ich bin ratlos, wie die Kirche den wirtschaftlichen
Herausforderungen begegnen soll, die die Gesellschaft in Syrien im Allgemeinen
und in Aleppo im Besonderen bedrohen. Schon im letzten Monat hat das syrische
Pfund massiv an Wert verloren. Ein amerikanischer Dollar, der bis vor Kurzem 700
bis 1.000 Syrischen Pfund kostete, entspricht heute dem Wert von 2.500 bis 2.700
Syrischen Pfund. Das bedeutet, dass das Durchschnittseinkommen eines
Arbeitnehmers nicht mehr als 20 bis 25 Dollar pro Monat beträgt. In den letzten
Monaten hatten wir in Aleppo 51 registrierte Fälle von Selbstmorden aufgrund
der wirtschaftlichen Situation. 81,5 % der Syrer leben mit weniger als einem
Dollar pro Tag. Medikamente werden nicht in Apotheken verkauft. Die Läden sind
geschlossen. Weil alle Waren im Vergleich zum amerikanischen Dollar bewertet
werden, ist alles sehr teuer, selbst das, was in Syrien hergestellt wird. 
Die Menschen sind verzweifelt. Viele von denen, die das Land
während des Krieges nicht verlassen haben, glauben, dass sie einen großen
Fehler gemacht haben. Ich kenne Christen, die so resigniert sind, dass sie Gott
in Frage stellen oder ihm die Schuld dafür geben, dass er sich nicht darum
kümmert, was politische Großmächte hier mit uns tun. 
Das alles ist eine große Herausforderung für uns als Kirche.
Die Menschen schauen auf uns und erwarten viel: spirituelle und psychologische
Unterstützung, aber auch ganz praktische Hilfe. Ich bin täglich mit mindesten
15 bis 20 absolut akuten Fällen konfrontiert: Familien, die keinen Ausweg mehr
wissen, weil sie nichts mehr zu essen kaufen können, weil sie keine Medikamente
bekommen, weil sie ihre Miete nicht mehr bezahlen können und die Kündigung der
Wohnung droht.“

Das GAW unterstützt evangelische Gemeinden in Syrien beim
Verteilen von Lebensmitteln und anderer lebensnotwendiger Dinge. Ihre Spende
hilft!

Spendenkonto:

KD-Bank – LKG Sachsen

BIC: GENO DE D1 DKD

IBAN: DE42 3506 0190 0000 4499 11

Kennwort: Syrien