Lebensmittelpakete werden gepackt

Die Frauenarbeit des GAW unterstützte im vergangenen Jahr die Beratung von Frauen in Armutsvierteln in Buenos Aires. Wie wichtig diese Arbeit gerade jetzt ist, berichtet die Leiterin der Kindertagesstätten in Quilmes, Claudia Lohff-Blatezky: „In vielen Teilen Argentiniens gibt es allmähliche Lockerungen, mit den
entsprechenden präventiven Auflagen, aber im Großraum Buenos Aires, mit seinen
zahlreichen Elendsvierteln ist überhaupt nicht daran zu denken. Die Zahl der
täglichen Neuansteckungen ist gleichbleibend hoch, und deshalb sind hier die
Beschränkungen nach wie vor sehr umfassend.

Wo eine vielköpfige Familie in einer Hütte zusammengedrängt leben muss und
die sanitären Einrichtungen völlig unzureichend sind, sind Infektionen ja auch kaum zu vermeiden. Die staatlichen Stellen
versuchen so gut wie möglich, die Versorgung zu garantieren. Aber gerade jetzt
kann man erkennen, bis zu welchem Grad das Bestehen und die Zustände in den 
Elendsvierteln
über Jahrzehnte als gegeben, ja fast als „Lokalkolorit“ hingenommen wurden.
Kein politisches Programm der letzten Jahrzehnte setzte die Verbesserung der Lebensbedinungen der ärmsten Bürger ganz oben auf die
Agenda.

An eine Wiederaufnahme der Betreuungsaktivitäten – wie insgesamt des Schul-
und Kindergartenalltags ist nicht zu denken. Gerade in den
staatlichen Schulen und Kindergärten sind die Räume in aller Regel überbelegt
und die Sanitäreinrichtungen unzureichend; viele Einrichtungen haben regelmäßig
Probleme mit der Wasserversorgung. Dazu kommt, dass der Großteil der Familien auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, weil der Besitz
und die Unterhaltung eines Autos weit außerhalb ihrer finanziellen
Möglichkeiten liegen. Und gerade ein überfüllter Bus oder Zug – zu „normalen“
Schulzeiten die Regel – ist ein besonders problematischer Ansteckungsfaktor.

Außerdem beginnt bei nun der Winter. Erkältungen, Katarrhe
und grippale Infekte nehmen zu, besonders in den Familien, die in
ungenügend isolierten und kaum heizbaren Hütten wohnen.

Mütter kommen, um Lebensmittelspenden abzuholen

Die Versorgung mit drei Mahlzeiten am Tag ist zwar bei Weitem nicht der
einzige Aspekt unserer Arbeit mit den Kindern, aber ein elementar wichtiger. Deshalb
verteilen wir seit Mitte März in regelmäßigen Abständen Lebensmittel an die
Familien unserer Kindertagesstätten. Von einem zwei- sind wir zu einem dreiwöchigen
Rhythmus übergegangen, denn für viele alleinerziehende Frauen ist der Weg zu
uns mit großen Schwierigkeiten verbunden. Außer Lebensmitteln werden auch von
der Schulbehörde erstellte Broschüren ausgegeben, zur Unterstützung der
Aktivitäten, die die Erzieherinnen per Whatsapp an ihre Gruppen weiterleiten.
Der Kontakt über dieses Medium wird immer wichtiger. Leider gibt es in den
Armenvierteln wenig Internet-Zugang.

Viele Familien sind zurzeit gänzlich ohne Einkommen, weil die informellen
Einkommensquellen wie fliegender Verkauf, Putzstunden oder Hilfsarbeiten
auf dem Bau gänzlich weggefallen sind. Es gibt besondere Sozialhilfeprogramme,
aber auch hier ist Beratung und Unterstützung bei der Beantragung notwendig. Wir
sind unglaublich froh, dass wir das mit unserem Beratungsteam leisten können.
Und natürlich umfasst die Begleitung noch viel mehr als die
Beantragung eines Hilfsprogramms. Besonders komplex ist die Situation der
Frauen, die in Beziehungen mit Gewaltproblemen leben. Und das ist nur eines von
zahlreichen Problemsituationen, die durch die besonderen Umstände verschärft
werden.

Die Unterstützung durch die Frauenarbeit hat in diesem Kontext für uns
ebenso eine noch viel größere Bedeutung. Es ist tröstlich, dass wir durch sie
im Stande sind, „unseren Familien“ nahe zu sein. Dafür sind wir
zutiefst dankbar!