Philipp Lipinski aus Posen / Polen |
Philipp Lipinski, ehemaliger GAW-Stipendiat, schreibt uns aus Polen über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das kirchliche Leben:
„Am 11.03 wurden in Polen alle Schulen, kulturelle Institutionen, Kinos und Sportanlagen geschlossen. Alle Versammlungen mit über 50 Menschen (auch Gottesdienste) sind verboten geworden. Am Freitag, den 13.03. hat die Regierung schließlich den epidemischen Notzustand ausgerufen und die Grenzen für alle Ausländer geschlossen, die nicht in Polen leben. Alle Einreisende, auch Polen, müssen zwei Wochen in Quarantäne bleiben. Alle Einkaufszentren, außer Lebensmittelläden, Supermärkte und Apotheken wurden geschlossen. Am 24.03. hat die Regierung weitere Beschränkungen erlassen – öffentliche Treffen für mehr als 2 Personen sind jetzt verboten und die maximale Zahl der Kirchgänger ist jetzt 5.
Schon am 11.03. hat die Kirchenleitung der lutherischen Kirche alle Gemeinden gebeten, Sicherheitsmaßnahmen in den Kirchen einzuführen, den Vorschriften des Gesundheitsministeriums zu folgen, und wenn nötig Gottesdienste abzusagen. Die Mehrheit der evangelischen Gemeinden hat schon in der ersten Woche öffentliche Gottesdienste abgesagt und feiert sie nur online. Der Religionsunterricht und alle regelmäßigen kirchlichen Treffen wurden abgesagt.
Unsere Gemeinde in Posen hat die Gottesdienste, die auch im Internet ausgestrahlt wude, mit besonderen Maßnahmen, d.h. Hygienemasken, Desinfektionsmittel usw. fortgesetzt. Die Zahl der Kirchengänger hatten wir auf 20 Personen reduziert, weil wir nur so garantieren konnten, dass alle Personen drei Meter Abstand von einander haben. Den Senioren haben wir gesagt, dass sie nicht in die Kirche kommen und im Fernsehen oder im Internet an den Gottesdiensten teilnehmen sollen.
Die Mehrheit der reformierten Gemeinden, die methodistische Kirche und andere protestantische Freikirchen haben alle öffentlichen Gottesdienste abgesagt. Nach dem Erlass der Regierung vom 24.03. haben auch die evangelischen Gemeinden alle Gottesdienste abgesagt. Wir feiern sie jetzt nur noch online. Die katholische Kirche hat auch besondere Maßnahmen eingeführt. Den katholischen Christen hat das Episkopat einen Dispens von der Sonntagspflicht und den Messen gewährt. Die Orthodoxe Kirche hat in einer Erklärung der Bischöfe verlautbaren lassen, dass das Sakrament der Eucharistie keine Krankheiten überträgt und feierte normale Liturgien. In einem Fall ist die orthodoxe Liturgie in Bialystok polizeilich abgebrochen geworden, weil sich in der Kirche mehr als 70 Menschen befanden.
Die Diakonie Polen organisiert Hilfe für die Senioren und andere Hilfsbedürftige bei den Einkäufen, usw.
Was positiv für die Kirche ist? Ich denke, dass unsere Kirche neue Wege der Kommunikation gefunden hat. Die Gäubigen sind z.B. an den Hausgottesdiensten beteiligt. Was ich persönlich positiv finde, ist dass diese Zeit auch eine Gelegenheit für die Familien schafft, über den Glauben und die Religiosität zu sprechen.“
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