Franziskus-Kathedrale in La Paz

Andrea steht in einem kleinen Handyladen eine Quadra entfernt von der Kathedrale San Francisco in La Paz. Sie läßt ihr Handy checken. Auf die Frage, wo sie herkomme, sagt sie Venezuela. Seit vier Monaten lebe sie in La Paz. Wovon lebst du? „Ich habe bis vor Kurzem venezolanische Gerichte gekocht und auf den Straßen rund um die Kathedrale verkauft. Das lief gut. Nur – wir dürfen dort nicht mehr kochen, wo mein Mann und ich es getan haben. Das hat die Leute im nahen Hostel gestört… – jetzt habe ich keine Chance, Geld zu verdienen,“ sagt sie. Aufmerksam hören die bolivianischen Besitzer des Handyladens zu. Es entsteht ein Gespräch zwischen Venezolanerin, Bolivianern und einem Deutschen. Auf Nachfrage sagt sie: „Es ging nicht mehr in Maracaibo. Vor Kurzem ist der Onkel im Krankenhaus verstorben. Es fehlten Ärzte und Medikamente. Er könnte noch leben. Das kleine Kind haben wir bei der Oma zurückgelassen…,“ erzählt sie – und stockt. Tränen fließen über ihr Gesicht. „Wir müssen Geld verdienen, um unser Kind nachzuholen…“

Andrea ist eine von Millionen venezolanischer Flüchtlinge. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) befürchtet, dass die Zahl der Flüchtlinge aus Venezuela bis Ende des Jahres auf 8 Millionen Menschen steigen könnte. Wenn die politische und wirtschaftliche Krise anhalte, werde die Zahl der Flüchtlinge weiter steigen. Andrea ist dieser Meinung, dass es jetzt schon so viele sind. Gesichert ist, dass mehr als vier Millionen Venezolaner ihrem Land den Rücken gekehrt haben. Es handelt sich dabei um die größte Flüchtlingskrise in der jüngeren Geschichte Lateinamerikas. Venezuela hatte einmal 32 Millionen Einwohner. Vor allem fehlende Nahrungsmittel und medizinische Versorgung sowie die schlechte Sicherheitslage sind entscheidend, dass die Menschen

Irgendwo hier in La Paz lebt Andrea mit ihrem Mann –
und bestimmt noch viel mehr Venezolaner

fliehen. In fast allen lateinamerikanischen Ländern haben sie Zuflucht gesucht. Kolumbien, Chile, Peru und Ecuador sind dabei die Hauptaufnahmeländer – mit all den Folgen und Konsequenzen in den Aufnahmeländern.

Aber auch nach Bolivien kommen sie. Waren es im Januar 10-15 Venezolaner täglich, die ankommen, so sind es im Oktober schon 50 pro Tag. Die Mehrheit von ihnen sucht kurz zu bleiben, etwas Geld zu verdienen, um dann weiterzureisen nach Ecuador, Peru, Chile, Paraguay, Argentinien oder Uruguay. 5% von ihnen wollen lediglich in Bolivien bleiben.

Wie es mit Andrea weitergeht…? Die freundlichen Bolivianer im Handyladen fingen an, zu überlegen, wie sie Andrea helfen könnten. „Komm morgen Nachmittag mit deinem Mann. wir finden einen Weg. Mein Cousin will einen Laden für Hamburger aufmachen. venezolanische Spezialitäten passen dazu. Und wegen einer Unterkunft reden wir mit unseren Eltern!“

Ob es für Andrea eine kleine Perspektive…  

Das GAW hat gerade wieder einer Hilfe für das Straßenkinderheim in Valencia auf den Weg gebracht. Mit Hilfe des Ökumenischen Netzwerkes Venezuela beteiligte sich das GAW an einer Medikamentenlieferung ins Land. Keine leichte Geschichte – aber hilfreich für Acción Ecumenica, ein Altersheim in Caracas und Hilfsbedürftigen in Valencia.

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