Bischof Szenn in seiner Kirche in Haraszti

1991 mussten die Bewohner des ungarischen Dorfes Korog ihre Heimat verlassen. Erst sieben Jahre später konnten sie zurückkehren – in einen durch den Krieg völlig zerstörten Ort. Die reformierte Kirche war eine Ruine. Jedes Haus war unbewohnbar. Die Leute, die zurückkamen standen vor dem Nichts. Und heute… – man sieht kaum etwas von den Kriegswunden. Die Kirche ist dank der Hilfe des ungarischen Staates saniert und in gutem Zustand. das Dorf ist hergerichtet. Die Häuser sind ordentlich. nichts erinnert scheinbar mehr an den Krieg.

Doch wie sieht es innerlich aus? „Fast in jeder Bibelstunde ist der Krieg, der vor 20 Jahren endete ein Thema bei den Leuten. Es ist, als wenn sie vom Krieg irgendwie gefangen genommen sind. Sie sind traumatisiert.,“ sagt Bischof Szenn, der in Koirog mit seiner Frau sich die Vakasnzvertretung teilt. „Immer wieder ist der Krieg ein Thema – aus verschiedener Perspektive. Er hält uns irgendwie gefangen. Und das ist nicht gut, weil wir dadurch nur zurückschauen und nicht nach vorne. Wie kann man versöhnt in die Zukunft schauen, wenn man Gefangener der Vergangenheit ist?“ fragt er nachdenklich.

Im vergangenen Jahr kam Bischof Szenn auf die Idee, ein Treffen zu organisieren mit den Menschen, die in der Baranja sich zu Zeiten des Krieges gegenseitig geholfen haben. Auf ungarischer Seite wurden Menschen aus dem kroatischen Teil aufgenommen. Nun wird es erstmals nach 20 Jahren ein Treffen geben grenzübderschreitend: die, die in Ungarn Flüchtlinge aufgenommen haben werden eingeladen sein in Kroatien von denen, die in Ungarn Zuflucht gesucht haben. Ziel ist es, dass sie über ihre Erlebnisse erzählen, sich von der Führung und Fügung erzählen, und dass sie gemeinsam einen Dankgottesdienst feiern. „Wir erwarten im April 2019 ca 500 Menschen. das soll ein Startpunkt sein, dass  die Menschen erzählen und berichten. Der Krieg darf nicht das ganze Leben negativ beeinflussen,“ sagt Bischof Szenn. „Und hoffentlich ist das ein erster Schritt, dass wir auch auf ökumenischer Ebene etwas zur Vergangenheitsbewältigung beitragen können und zur Versöhnung. Der Krieg darf uns nicht gefangen nehmen!“