Zustand der Kirche nach der Rückgabe 1993 |
Die lutherische Gemeinde in Šakiai in Litauen sollte es eigentlich gar
nicht mehr geben. In der Zeit der Sowjetunion war die Kirche umgenutzt worden: Anstatt
eines Altars stand ein Basketballkorb vorne im Innenraum der Kirche. 1993 wurde
die Kirche in einem sehr schlechten Zustand zurückgegeben, 1998 konnte sie mit
Hilfe des Gustav-Adolf-Werks renoviert werden.
Nach der Renovierung |
Die Lutheraner bilden in Litauen eine kleine Kirche mit 20.000 Mitgliedern. In ihr tun 19 Pfarrer Dienst, die meisten ehrenamtlich. Der Pfarrer der Gemeinde in Šakiai leitet neben seiner pfarramtlichen Tätigkeit ein Kinderheim und bezieht darüber sein Hauptgehalt. Aufgebaut hat es die Gemeinde, unterstützt von Ehrenamtlichen aus
Deutschland. Auch das GAW leistete immer wieder Hilfe. Die Kinder wohnen in Gruppen von jeweils acht Kindern nach dem Prinzip einer Großfamilie. Die meisten von ihnen sind Sozialwaisen, deren Eltern sich wegen Armut oder psychischer Probleme nicht um sie kümmern
können. Häufig wurden die Kinder in ihren Familien vernachlässigt oder
geschlagen. Andere Eltern arbeiten zeitweise im Ausland und lassen ihre Kinder zurück – die sogenannten „Eurowaisen“. 2014 konnte
ein mit EU-Geldern gebautes zweites Haus eingeweiht werden, da der Bedarf an Plätzen immer weiter gestiegen ist.
Kirche und Kinderheim |
Nun soll das Kinderheim schließen; aus rechtlichen, nicht
aus finanziellen Gründen. Das litauische Parlament will alle Waisenhäuser nach EU-Standard in kleinere Wohngruppen umwandeln. Damit sollen die Waisenkinder besser in die Gesellschaft integriert werden. Pfarrer Virginijus Kelertas sagt: „Wir
verstehen es nicht, warum es für die Kinder besser sein soll, in der Enge einer
Hochhauswohnung in einem sozial schwierigen Viertel aufzuwachsen als bei uns in den
Großfamilien in geräumigen separaten Räumen, mit Garten und Teich vor der Tür.“ Falls der Pfarrer in der strukturschwachen Gegend keine andere Arbeit findet, wird er die Gemeinde verlassen müssen.
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