Gustav II. Adolf (Rathaus Tallinn) |
Heute vor 400 Jahren – am 23. Mai 1618 – stürmen protestantische Adlige die Burg von Prag, Sitz des Königs von Böhmen, und werfen kurzerhand die Statthalter des Königs samt Sekretär aus dem Fenster. Es ist die aufgestaute Wut über die permanente Einschränkung der Religionsfreiheit und die Unterdrückung durch die katholischen Machthaber, die sich in dieser Tat entlädt. Das hat weitreichenden Folgen. Europa wurde in einem der längsten und blutigsten Kriege auf deutschem Boden geführt. Es gab damals zahlreiche Konflikte in Europa – so z.B. zwischen Spanien und Frankreich, zwischen Dänemark und dem aufstrebenden Schweden.Dazu kam der schwelende Konfessionsstreit im Deutschen Reich zwischen Katholiken und Protestanten. Zunächst regelte der Augsburger Religionsfrieden 1555 die Verhältnisse der Konfessionen. Er wird zunächst akzeptiert. Dann aber bekommt Ende des 16. Jahrhunderts kommt aber der Konfessionsstreit eine neue Dynamik, der alte Frieden gerät immer mehr in Gefahr. Anfang des 17. Jahrhunderts kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen.In Böhmen eskalieren diese Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und den katholischen Machthabern im Frühjahr 1618. Böhmen ist zu 90 Prozent protestantisch und der Adel will die ungeliebte katholische Herrschaft sowieso loswerden. Schließlich kommt es zum Prager Fenstersturz, der der Funke ist, der einen der blutigsten und verheerendsten Kriege in Europa auslöst.
Endlich nach 30 Jahren kommt in mühsamen Verhandlungen der Friede zustande.Der Westfälische Friede beendet den Krieges und schafft eine Ordnung, in der die Konfessionen in Deutschland wieder zusammenleben können. In Europa wird eine Friedensordnung auf der Grundlage gleichberechtigter Staaten geschaffen. Die Position des Habsburger Kaisers wird hingegen geschwächt, er bleibt aber Kaiser. Die Macht der Stände wird gestärkt und Deutschland bekommt eine andere Struktur mit einer langen Dauerhaftigkeit. Spanien verliert seine Machtposition; die Gewinner dieses Krieges sind Frankreich und Schweden.
Das Eingreifen des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf sicherte letztlich das Überleben des Protestantismus im Deutsche Reich. In einem der verlustreichsten Schlachten des gesamten Krieges fiel er am 6. November in Lützen vor den Toren Leipzigs. Ihm ging es politisch um die Vorherrschaft Schwedens im Ostseeraum. Religiös ging es ihm bei seinem Eingreifen in den den Krieg um Hilfe für die in Not geratenen protestantischen Glaubensbrüder.
200 Jahre nach seinem Tod gründete sich schließlich das GAW, um dann aber auf friedliche Weise Glaubensgeschwistern in Not beizustehen. Es war eine Gründung aus Solidarität und um das Prinzip der Religionsfreiheit zu stärken. Letztlich ein Menschenrecht.
Kommentare