Waldenserkirche bei der Fakultät

Fußläufig vom Vatikan entfernt befindet sich mitten im Zentrum Roms eine wunderschöne evangelische Waldsenerkirche. Daneben unterhält die Kirche einen gut sortierten Buchladen mit zahlreicher theologischer Literatur. Direkt hinter der Kirche befindet sich die Theologische Fakultät der Waldenserkirche, die eine lange Tradition hat. Dadurch konnte die Kirche für ihren Pfarrer- und Pfarrerinnennachwuch selbst sorgen und die jahrhundertealte evangelische Tradition in Italien pflegen und jeweils in die neue Zeit mitprägen und sich verschiedenen gesellschaftlichen Herausforderungen stellen. Dazu gehört u.a. die Mitgestaltung und theologische und soziologische Reflexion des Integrationsprogramms der Kirche „Gemeinsam Kirche sein“. Hier geht es um die Integration der nach Italien kommenden evangelischen Migranten – insbesondere aus Afrika. Auch lateinamerikanische Gemeinden gibt es. Das Zusammenleben ist eine Herausforderungen, kommen doch unterschiedliche Sprachen und Kulturen zusammen. Mit viel Enthusiasmus wurde das Programm vor einigen Jahren begonnen. Inzwischen gibt es Ernüchterungen. Das erhoffte Wachstum der Kirche blieb aus. Und auch die für die Waldenserkirche notwendigen Gemeindebeiträge – Richtmass sind 3% des Nettolohnes – wird von den neuen Mitgliedern nicht unbedingt in breitem Masse mitgetragen. „Das ist

Prof. Lothar Vogel (li) und GAW-GS Enno Haaks

durchaus zu verstehen,“ bemerkt Prof. Lothar Vogel, Vize-Dekan der Fakultät. „Denn: Oft schicken die aus Afrika oder Lateinamerika kommenden neuen Mitgliedern einen Teil ihres Geldes zu Verwandten in die Heimat, weil dort damit gerechnet wird und die Not oft groß ist. So bleibt für die Waldensergemeinden nicht viel übrig. Auch sind sie es nicht gewohnt, die Gemeinde so mitzutragen. Das allerdings ist auch ein Problem der jüngeren italienischen Generation, die wegen oft prekärer Einkommenssituation, Arbeitslosigkeit etc nicht genügend für die Kirche abgeben können.“ Vogel betont: „Das Programm ist wichtig und richtig, auch wenn es die Kirche nicht retten wird. Es ist ein Zeichen in die Gesellschaft – auch gegen Populismus und Abgrenzung.“ 

Eine Herausforderung bleibt es für die Kirche, Theologennachwuchs zu gewinnen. Derzeit studieren 10 Studierende als Residenten an der Fakultät. Die Hälfte davon gehört zur Waldenserkirche. Dazu kommen ca. 15 Austauschstudierende meist aus Deutschland. So sind die Kurse einigermassen ausgefüllt. Zu diesem Studienprogramm kommt ein Fernstudienkurs, der zum Bachelor führt. Daran nehmen ca. 200 Studierende teil. Fünf Professoren unterrichten. Finanziert wird die Fakultät mit Beiträgen aus den Kirchengemeinden, einem staatlichen Zuschuss aus der OPM-Kultussteuer, Studienbeiträgen und Unterstützung von Freundeskreisen und Partnerkirchen. Das theologische Niveau ist gut. Dazu trägt auch die umfangreiche Bibliothek bei, die frei zugänglich ist. Das GAW unterstützt diese Bibliothek regelmäßig und trägt damit dazu bei, dass sie auf einem guten Niveau bleibt. Auch wirbt das GAW immer wieder für das eigene Stipendienprogramm, um den Austausch zu fördern. „Vielleicht wird im kommenden Jahr eine Studentin nach Leipzig kommen. Sie lernt schon fleißig Deutsch,“ sagt Vogel zum Abschluss.