Bischof Kató am Kopfende des Tisches mit der Gruppe
Theologiestudierender

„Wer in Rumänien sagt, dass er reformiert ist, der ist Ungar,“ sagt Bischof Belá Kató von der Reformierten Kirche im Siebenbürgischen Kirchendistrikt bei einem Gespräch mit 13 deutschen Theologiestudierenden in Klausenburg/Cluj. „Es gibt keine Gemeinde rumänischer Sprache.“ Er berichtet von den Folgen der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Am Beginn des Jahrhunderts gab es im Grunde eine Reformierte Kirche. Nun ist die Kirche durch die Folgen des 1. Weltkrieges und des Vertrages von Trianon in 10 Kirchendirstrikte aufgeteilt: in Ungarn (4), in Rumänien (2), in der Ukraine, in der Slowakei, in Kroatien und in Serbien. In den beiden letzteren Ländern mussten sich nach der Teilung Jugoslawiens zwei Kirchendistrikte formieren. Alle 10 Kirchen haben sich seit 2009 wieder in einer gemeinsamen ungarisch-reformierten Synode zusammengefunden. Vier Mal im Jahr

Theologische Fakultät in Cluj – getragen von den beiden
reformierten, der lutherischen und
der unitarischen Kirche

treffen sich zudem die Bischöfe und Hauptkuratoren, um Themen gemeinsamen Interesses zu besprechen und die Zusammenarbeit zu koordinieren. Alle Kirchen eint das Interesse, die gemeinsame Identität zu stärken und zu bewahren. 

Und hier liegen dann auch große Herausforderungen für die reformierte Kirche in Siebenbürgen. Derzeit hat die Kirche ca. 360.000 Mitglieder in 550 Muttergemeinden, in denen je ein Pfarrer tätig ist. An insgesamt 1200 Predigtorten ist die Kirche tätig. Viele Gemeinden sind so klein, dass kein Pfarrer mehr dorthin gesendet werden kann.

Predigtkirche des reformierten
Bischofs in Cluj

Seit den 90er Jahren hat die Kirche ca. 1/3 ihrer Mitglieder verloren. Zumeist gehen die jungen und gut ausgebildeten Leute. Zurück bleiben dann die Alten. „Nach Syrien ist Rumänien das Land, aus dem die meisten jungen Menschen weggegangen sind,“ sagt Bischof Kató. „Das fordert unsere Kirche heraus! Wir wollen den Menschen Heimat geben. Dazu gehört auch unsere Kultur und Sprache, die wir erhalten wollen. Wir brauchen diese Identität, um Gemeinschaft zu stärken. Aber wir wollen auch offen sein für die Herausforderungen in der rumänischen Gesellschaft. Deshalb wenden wir viel Energie darauf, die jungen Menschen zu erreichen. Kindergärten, Schulen und die kirchliche Jugendarbeit sind die Orte, wo wir alle Kraft reinsetzen müssen. Wir können uns nicht hinsetzen und abwarten. Es reicht nicht allein, gut zu predigen! Wir müssen rausgehen. Wir müssen in der Gesellschaft jeden Tag dabei sein! Deshalb dürfen wir uns auch nicht isolieren. Beides zusammen zu halten – Heimat und zu Hause geben und gleichzeitig offen in der Gesellschaft wirken – darum geht es!“ Und dann beschreibt Bischof Kató auch noch, wie es immer wichtiger wird, eine missionarische Arbeit in den Städten zu stärken. „Die Hälfte der Mitglieder der Kirche wohnt in den Städten, die von einem Fünftel der Pfarrer betreut werden. Hier müssen wir stärkere pastorale und missionarische Präsenz zeigen. Wenn Mitglieder unserer Kirche in die Stadt ziehen ist es schwer, sie zu finden und sie in einer städtischen Gemeinde zu integrieren. Da müssen wir mehr tun!“