„Ich wünsche mir, dass sich die beiden getrennten lutherischen Kirchen zu einer einzigen Kirche vereinigen – und das aus Glauben allein und nicht aus Gründen des Machterhaltes!“ steht auf einer Postkarte im Himmelszelt des Lutherischen Weltbundes in Wittenberg als Wunsch formuliert. Vertreter der beiden chilenischen lutherischen Kirche waren vor Kurzem dort präsent. Auf einer zweiten Karte heißt es: „Luther zu ehren – das würde jetzt heißen: Lutheraner in Chile – lasst euren Argwohn und eurer Misstrauen!“
Beide Karten drücken das aus, was sich in zahlreichen lutherischen Gemeinden in den beiden lutherischen Kirchen – der Iglesia Luterana de Chile (ILCH) und der Iglesia Evangélica Luterana de Chile (IELCH) – viele Gemeindemitglieder wünschen: Endlich wieder zusammen eine Kirche in Chile zu sein. Bis heute ist es nicht gelungen, dieses Ziel zu erreichen. Immer noch spürt man Misstrauen einer Seite gegenüber der anderen. Das reicht zurück in die Zeit des Militärputsches in Chile im September 1973. Die Spaltung der Gesellschaft war danach intensiv bis in die lutherische Kirche zu spüren, die dann 1974 in zwei Kirchen zerfiel. Es gab danach immer wieder Versuche, aufeinander zuzugehen. Gemeinsam wurden Kirchentage veranstaltet und Pfarrkonferenzen abgehalten. Es gibt bis heute einen gemeinsamen lutherischen Rat (CILCH). Nur – sobald es konkret wird und es um zukünftige Strukturen, Satzungsfargen, Synodenzusammensetzung, Finanzen und ähnliche Dinge geht, wird es kompliziert. Gerade hat die IELCH auf ihrer Synode im Mai 2017 einem gemeinsamen Kirchenverbund eine Absage erteilt. Das war ein deutlicher Rückschritt insbesondere für die, die sich seit Jahren um Annährungen mühen. So haben es Vertreter aus der IELCH, wie z.B. der Martin-Luthergemeinde in Concepción erlebt. Die Gemeinde hat nun entschieden, die Zusammenarbeit in der eigenen Kirche ruhen zu lassen. Auch Vertreter aus der ILCH waren betroffen von dieser Entscheidung der Synode der IELCH. Man muss aber ergänzen, dass es auch innerhalb der ILCH Gemeinden gibt, die sich sehr schwer tun, mit der IELCH zusammen zu arbeiten.
Dabei ist trotz unterschiedlicher Prägungen, trotz sozialer Unterschiede, trotz unterschiedlicher sozio-kultureller Herkunft der Wunsch bei engagierten lutherischen Christen da, endlich mit einer Stimme in der chilenischen Gesellschaft präsent zu sein und eine Kirche zu bilden. Das drücken die beiden Postkarten in Wittenberg aus.
Diesen Wunsch hat das GAW über die letzten Jahrzehnte immer wieder unterstützt. Bei aller Enttäuschung über die aktuelle Entwicklung machen diese beiden Postkarten aus Wittenberg dennoch Mut, dass es Stimmen in beiden Kirchen gibt, die sich nach versöhnter Einheit sehnen. – Enno Haaks
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