In der Nähe des Flughafens, neben einem Müllabladeplatz, liegt eine Siedlung ohne Namen. Die Häuser der rund 500 Bewohner sind gezimmert aus alten Brettern, Planen und Wohnwagenteilen. Reguläre Arbeit hat hier fast niemand. Die Bewohner leben zumeist vom Verkauf von Altmetall. Sie sammeln Matratzen und Reifen vom nahegelegenen Müllabladeplatz und lösen durch Verbrennen die Metallbestandteile heraus. Die Schattenseite ihrer Recycling-Methode: Toxische Gase gelangen in die Luft und gefährliche Mikropartikel in den Boden. Die Hälfte der Bewohner der Siedlung sind Kinder.

Es gibt keinerlei öffentliche Versorgung, die hygienischen Bedingungen sind katastrophal. In der Nacht laufen Ratten herum, die Krankheiten übertragen. Um sie zu vertreiben, braucht man Licht. Dafür zapfen die Menschen Stromleitungen an, die in der Nähe verlaufen. Wasser kaufen sie in Flaschen oder holen es mit Kanistern von öffentlichen Wasserhähnen.

Für die Kinder gibt es oft kein Entkommen aus diesem Leben. Die nächste Schule ist weit weg und der Schulbus kommt im Winter, wenn die Wege schlammig sind, nicht bis zur Siedlung. Ohne Schule gibt es jedoch keinen Zugang zum Arbeitsmarkt und ohne Arbeit kein Entrinnen aus dem Teufelskreis der Armut.

Die Mehrheit der Gesellschaft schaut weg: Die Roma seien selbst schuld an diesen Lebensbedingungen, hört man immer wieder, vielleicht wollten sie ja gar so leben? Das Ehepaar Papadopoulos – sie Musiklehrerin, er Augenarzt – sind Mitglieder der evangelisch-reformierten Gemeinde in der angrenzenden Großstadt Thessaloniki. Sie konnten das Leben unter menschenunwürdigen Bedingungen in ihrer Nähe nicht länger ignorieren und gründeten vor einigen Jahren eine kleine Gemeinde in der Roma-Siedlung.

Heute gibt es hier eine Kirche und ein Schulgebäude. Regelmäßig finden Gottesdienste statt. In der Schule lernen Kinder und Erwachsene Lesen und Schreiben. Zusätzlich dazu möchte die Gemeinde eine Lehrerin anstellen, die den Kindern am Nachmittag Griechisch-Nachhilfe gibt, denn ihre Muttersprache ist Romanes.

Im Rahmen der Kindergabe bittet das GAW 2017 um Spenden für die Schule in der Roma-Siedlung in Thessaloniki. Material zur Gestaltung eines Gottesdienstes zum Schulanfang zum Thema „Gott macht mir Mut!“ finden Sie ebenfalls auf unserer Seite.