Reformierte Kirche in Káposztásmegyer-Budapest |
Der Religionssoziologe Gert Pickel schreibt in einem Beitrag für das im März erscheinende Jahrbuch des GAW „Die evangelische Diaspora“: „Die westliche Welt und speziell Europa wird immer säkularer, die Welt aber wird religiöser.“ Die Säkularisierung, d.h. der Abbruch des Religiösen und der Mitgliedschaft in Kirchen und religiösen Gemeinschaften hat dabei vielfältige Gründe. Einer der Gründe liegt in der Geschichte des christlichen Glaubens im 19. und dann besonders im 20. Jahrhundert – einem „Jahrhundert der Extreme“. „In kommunistischen Ländern wurde die Verfolgung des Christentums mit der Moderne identifiziert. Die hier wiedererstarkten Christentümer distanzieren sich daher rigide von der Kultur der Moderne. Das Phänomen ist heute weltweit zu beobachten. Das Christentum wächst entweder als Traditionalismus in Osteuropa oder als Fundamentalismus in anderen Erdteilen. Das ist eine Radikalisierung und auch Vereinseitigung der im 19. Jahrhundert bestehenden Optionen für einen Umgang des Christentums mit der Moderne. Die Radikalisierung gilt auch für die andere Seite,… für die säkulare Option. Denn nicht nur der kommunistische Atheismus, sondern auch Mentalitätsverschiebungen im Westen haben einen gewaltigen Säkularisierungsschub eingeleitet.“ Es ginge dabei nicht nur um eine Entchristianisierung, sondern um eine Aufkündigung aller Transzendenzbezüge, schreibt Jörg Lauster in seinem Buch „Die Verzauberung der Welt“. In einem solchen Kontext auf die Bedeutung des Glaubens für eine Gesellschaft hinzuweisen und dafür einzustehen, ist eine große Herausforderung. In all diesen Prozessen befinden sich auch kleine evangelische Diasporakirchen.
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