Pfarrer Haroutune Selimian

„Wir warten darauf, dass die westliche Welt nach Frieden schreit für den Nahen Osten!“ sagt Pfarrer Haroutune Selimian aus Aleppo. „Wir brauchen unsere Schwestern und Brüder in der protestantischen Welt, dass sie auf ihre Regierungen einwirken, dass endlich der Krieg aufhört. Je länger der Krieg dauert, desto schlimmer wird es. Es darf nicht sein, dass Christen aus dem Nahen Osten die Region verlassen. Der Nahe Osten braucht das christliche Zeugnis und Gesellschaften, in der unterschiedliche Religionen miteinander zusammenleben“, betont er. Aus seinen Worten von der Konferenz der Fellowship of Middle East Evangelical Churches (FMEEC), die derzeit in Beirut stattfindet, ist auch Enttäuschung zu hören über die Regierungen in der westlichen Welt. „Wo sind die Stimmen zu hören, wenn unter den

Opfern des Krieges Christen sind? Wer spricht von ihnen?“ fragt er. „Was wir brauchen ist, dass wir mit unseren Klagen gehört werden, dass es Reaktionen gibt, dass auch von den Kirchen in der westlichen Welt Einfluss genommen wird und zu hören ist: Stoppt endlich den Krieg!“ Und er ergänzt, dass der Nahe Osten in Gefahr steht, die christliche Stimme zu verlieren. „Wer ist denn für die westliche Welt als Gesprächspartner noch da, der eine lange Tradition darin hat, im Dialog mit den anderen Religionen zu stehen?“ fragt Selimian. In der Diskussion der Konferenz spürt man die Polarisierung, die die Welt ergriffen hat. Ein anderer Redner gesteht zu, dass in diesen gewaltvollen Zeiten mit den Polarisierungen die Kirchen traumatisiert sind. „Es ist schwer in solchen Zeiten nüchtern zu reflektieren. Jeder spricht sofort aus, was er denkt und erhebt es zur Wahrheit. Das hilft auf Dauer nicht weiter, um wieder dialogfähig zu werden. Es braucht viel Empathie und die Fähigkeit zum Zuhören.“ Und mit Sicherheit braucht es Solidarität. Es braucht Zeichen der Verbundenheit – geistlich und materiell. Dazu gehört auch, dass in Zeiten des Krieges geholfen wird, dass die Protestanten ihre Schulen und Kindergärten weiter offen halten. „Auch wenn kaum ein Tag vergeht, an dem keine Raketen auf unser christliches Viertel in Aleppo fallen, so halten wir die Schulen dennoch offen!“ betont Selimian. „Wenn wir die Schulen einige Tagen schließen, dann verlieren die Menschen bald die Hoffnung.“ Und er berichtet auch, wie notwendig die materielle Unterstützung der Menschen durch die evangelische Kirche ist. „Kirche muss für die Menschen in ihren Nöten da sein! Dann bleiben sie auch! Beten und Tun des Gerechten!“