Integrationshaus der ungarischen Diakonie

Am 2. Oktober findet in Ungarn ein Referendum statt. Es soll über die von der EU beschlossene Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU abgestimmt werden. Damit macht Premier Orbán seine Drohung wahr, eine getroffene EU-Entscheidung per Plebiszit in Frage zu stellen. Die europäischen Staats- und Regierungschefs hatten im September 2015 einen Verteilungsplan für 160.000 Migranten beschlossen. Dagegen sträuben sich die osteuropäischen Regierungen, darunter Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn. Orbán klagt vor dem Europäischen Gerichtshof gegen feste Flüchtlingsquoten. Dabei soll das knapp zehn Millionen Einwohner große EU-Land nur rund 2.300 Flüchtlinge aufnehmen. Er wiederholt immer wieder, dass jeder Flüchtling einer zuviel sei.

Es ist schwer in diesem aufgewühlten Klima in Ungarn eine differenzierte Meinung zu vertreten. Darüber berichtete vor kurzem der ungarische lutherische Bischof Tamás Faniy. Er sagt: „In der heutigen ungarischen Gesellschaft ist es nicht so einfach, die Meinung der Kirche immer hören zu lassen. Die Regierung hat eine eindeutige, ganz scharfe Meinung; und kritische Stimmen sind in den öffentlichen Medien wenig erlaubt. Das bedeutet, dass wir uns Wege suchen müssen, unsere Meinung, die oft eine sehr kritische Meinung ist, hören zu lassen.“ Was anderswo als selbstverständlich gilt, etwa dass die Diakonie Flüchtlingen hilft, habe die ungarische Kirche gespalten, sagt Bischof Fabiny: „Das war von vielen sehr positiv beurteilt, in der Kirche und in der Gesellschaft, aber viele Leute haben das wenig verstanden. Es passierte auch, dass – wenn ich darüber in der Kirche predige – manche Leute die Kirche verlassen, den Gottesdienst demonstrativ verlassen.“

Bischof Fabiny hält an seiner Haltung fest, dass Kirche sich als Kirche Jesu Christi verwirklicht, wenn sie sich für andere einsetzt und sich nicht abschottet. Davon zeugt zum Beispiel das im Mai 2016 eröffnete „Integrationshaus“ der Evangelischen Diakonie in der Josephstäder Evangelischen Kirchengemeinde (Budapest). Es ist eine Beratungsstelle für Flüchtlinge und Einwanderer. Das Integrationsbüro der Evangelischen Diakonie will mit Sozialarbeit, Gemeinschaftsprogrammen, Veranstaltungen und Sprachkursen den nach Ungarn gekommenen Menschen bei der Integration helfen.