Kirchenpräsident Carlos Duarte

Der Kirchenpräsident der Iglesia Evangélica del Rio de la Plata (IERP) Carlos Duarte reflektiert in der neuen Zeitschrift der IERP „Vida abundante“ über die Frage „Masse oder Minderheit“ über die Herausforderung und das Wesentliche in einer evangelischen Diasporakirche und bezieht sich indirekt auf das Phänomen der großen evangelikalen Kirchen in Lateinamerika:

„In einem Kontext, in dem die Anzahl oder die Menge der Menschen wichtig ist als Erfolgsmerkmal und scheinbares Gütesiegel, gilt es als Sünde oder Misserfolg, wenig oder eine Minderheit zu sein. In vielen evangelischen Kirchen Lateinamerikas scheint es wichtiger zu sein, große Kirchen oder Hallen zu füllen, als die Treue zum Evangelium und seine Verkündigung. Vergessen wird: das Evangelium ist keine Ware, dessen Erfolg sich an der Menge der Konsumierenden misst! Das Evangelium misst sich daran, welche Konsequenzen es im Leben jedes Einzelnen hat und zu welchem Lebenszeugnis und zu welchen Werken der Barmherzigkeit es kommt inmitten einer Welt, die so ist, wie sie ist.

Die Masse an Menschen oder die Menge an Mitgliedern in einer Kirche ist nicht gleichzusetzen mit der Präsenz Gottes in ihr.

Desgleichen ist es ebenso kein Zeichen der Präsenz Gottes, wenn man klein ist und als Minderheit versucht zu überleben. Das führt leicht zur Frustration, dass die Wenigen die Letzten sein werden und es verhindert, fröhlich das Evangelium zu verkünden.

Wichtig ist es, das eigene Verhalten immer wieder kritisch zu beleuchten. Z.B.: Wollen wir mehr Mitglieder in unserer Diasporakirche werden aus ökonomischen Gründen, dann sind wir auf dem Irrweg, denn wir blicken in dem Moment nur auf uns und nicht darauf, das Evangelium zu verkünden.

Wichtig für uns als Diasporakirche ist es, dass wir das Evanglium frei verkünden im Sinne Jesuchristi gegründet auf der Heiligen Schrift. Wenn wir das tun und uns da immer wieder selbstkritisch hinterfragen, dann sind die Fragen nach der Anzahl der Mitglieder und nach der Ökonomie der Gemeinden wichtig aber zweitrangig. Wenn wir das Evangelium aufrecht verkünden, dann lebt es auch dort, „wo zwei oder drei versammelt sind“ – aber auch dann dort wo 2.000 oder 3.000 versammelt sind. Das wichtigste ist, dass das Wort Gottes gepredigt wird. Was daraus folgt soll allein in Gottes Gefallen stehen.“