Am 15. Februar 2016 vor 50 Jahren starb der katholische kolumbianische
Priester  Camilo Torres. Als Kind kam er
nach Deutschland, wo sein Vater kolumbianischer Konsul in Berlin war und
besuchte später das Deutsche Kolleg in Bogotá. Nachdem er das Abitur abgelegt
hatte, begann er ein Jurastudium und verlobte sich. In Exerzitien entschloss er
sich jedoch, Priester zu werden und studierte Philosophie und katholische
Theologie. 1954 wurde er zum Priester geweiht. Torres litt unter der Armut der Menschen. Er setzte sich für eine
Zusammenarbeit zwischen Christen und Marxisten ein. Er selbst sagte:
„Warum sollen wir streiten, ob die Seele sterblich oder unsterblich ist, wenn
wir beide wissen, dass Hunger tödlich ist.“ Selbst aus der reichen Oberschicht stammend entfernte er sich seiner Herkunft
immer mehr. Weil er keinen anderen Ausweg sah, die Armut auf friedlichem Wege
zu bekämpfen, schloss er sich dem bewaffneten Widerstand an. Er war aktives
Mitglied des Ejército de Liberación Nacional (ELN), der ersten südamerikanischen
Guerillabewegung, die auch aktive Christen in ihren Einheiten hatte. In einem
seiner ersten Gefechte wurde er getötet. Über konfessionelle und politische Grenzen hinweg war er eine Inspiration für viele Menschen. Der chilenische Sänger Vivtor Jara hat das Gedicht „Cruz de Luz“ vertont und Torres damit ein Denkmal gesetzt: https://www.youtube.com/watch?v=_rllf7Df10o

Der lutherische Pastor Israel Martinez schreibt: „Für mich war Camilo eine
Inspiration, Pastor zu werden. Er vertrat eine Theologie, die solidarisch mit
den leidenden Menschen ist. Unter der Unterdrückung der Armen durch die
Reichen, woher er selbst kam, litt er sehr. Heute spaltet die Sichtweise auf Camilo
die Gesellschaft. Die katholische Kirche verweigerte ihm eine kirchliche
Bestattung und entzogen ihm die Priesterweihe. Die Linke in Kolumbien sieht in
ihm ein großes Vorbild, das sich für die Rechte aller Kolumbianer stark machte.“

Spannend ist, dass aber jetzt sowohl auf politischer Ebene, als auch
von kirchlicher Seite das Gedenken an Camilo Torres hilfreich gesehen wird
für die laufenden Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung
und den beiden Guerilla-Organisationen FARC-EP und ELN. – Kritisch ist sein Griff zu den Waffen zu beurteilen. Jesus selbst sagt: „Wer das Schwert nimmt, der kommt durch das Schwert um.“

In diesem Jahr blickt die Frauenarbeit des GAW auf Kolumbien
und stärkt Frauen, die unter dem jahrzehntelangen Bürgerkrieg zu leiden hatten.
Ihnen werden in der lutherischen Kirche Kolumbiens Fortbildungsangebote
gemacht. Mehr: http://www.gustav-adolf-werk.de/jahresprojekt.html