„Vermittler des Friedens“ – so sieht der kolumbianische Innenminister die Aufgabe der Kirchen für die kolumbianische Gesellschaft, die mehr als 50 Jahre unter einem Bürgerkrieg zu leiden hatte und noch hat. In diesem Jahr soll der Krieg zu Ende sein. Ein Abkommen soll schließlich im März 2016 unterzeichnet werden, verbunden mit einer Volksabstimmung. Es soll ein „definitives Adiós für den längsten Krieg Amerikas“. Ob es gelingt? Über 220.000 Tote hat der Krieg gefordert. Acht von zehn Getöteten sind Zivilisten. Hinzu kommen 5,7 Millionen Vertriebene, 25.000 Verschwundene und 27.000 Entführungen.
„Die Organisationen, die ihre Grundlage im Glauben haben sind der Schlüssel dafür, dass es gelingt, dauerhaft Frieden zu sichern“, sagt Minister Juan Fernando Cristo. Er sagte es Anfang November vor einer Konferenz, zu der 150 christlichen Kirchen und Organisationen von der Regierung eingeladen wurden. Grund ist es, dass der Friedensprozess, der hoffentlich bald positiv zu Ende gehen möge, durch alle wichtigen gesellschaftlichen Akteure unterstützt wird. Das ist ein Schlüssel für die Zukunft, denn „Die Rolle, die jeder Pastor oder Priester vor Ort in seiner Gemeinde spielt, ist entscheidend, den bewaffneten Konflikt zu befrieden und die Bevölkerung beim Versöhnungsprozess zu beteiligen. Hier sind alle gesellschaftliche Schichten wichtig, damit ein nachhaltiger Frieden gelingt“, so Cristo. „Es macht keinen Sinn, wenn das Ergebnis des Friedensprozesses lediglich das Schweigen der Waffen bedeutet und sich nicht ausrichtet an einem Transformationsprozess hin zu mehr Frieden für alle Kolumbianer!“ Und er unterstreicht: „Aus den Herzen der Kolumbianer heraus muss der Wille und Wunsch nach Frieden kommen.“ Wichtig dabei ist, dass der kolumbianische Staat die religiösen Gemeinschaften rechtlich anerkennt und ihre Akteure als sozial wichtige Mitarbeiter entsprechend rechtlich absichert und der katholischen Kirche damit gleichstellt.
Es gibt aber auch kritische Stimmen, vor allem von Menschenrechtsgruppen, die auf gescheiterte Friedensvereinbarungen in der Vergangenheit verweisen – sowie das extreme Misstrauen auf beiden Seiten und den bestehenden Gegensatz zwischen Arm und Reich. Zudem ist eine andere wichtige Rebellengruppe nicht einbezogen worden in die Verhandlungen. Insgesamt sehnt sich die kolumbianische Bevölkerung nach Frieden. Es bleibt zu hoffen, dass es gelingen möge – auch die Rebellenkämpfer zu integrieren und erlittenes Unrecht auf allen Seiten aufzuarbeiten. Und vor allen Dingen: dass es gelingen möge, die großen sozialen Misstände anzugehen. – Enno Haaks, Pfr.
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