Ein Beitrag von LWB-Korrespondentin Lisa Erzsa Weil: „„Unterstützung und Problemlösung sind nicht nur eine Sache der Politik und der Wirtschaft, wir haben auch etwas zu leisten.“ Mit diesen Worten mahnte Tamas Fabiny, Bischof und Beauftragter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn für Auslandsangelegenheiten, anlässlich eines Gottesdienstes zum Tag der Diakonie im ungarischen Budapest mehr Solidarität mit den Flüchtlingen an.

In seiner Predigt nahm der Bischof Bezug auf Jesaja 58,6-12: „Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!“ Diese Worte seien „heute wichtiger denn je“, so Fabiny in seiner Predigt. „Wir müssen Gottes Wort ernst nehmen und allen Bedürftigen helfen, ob Obdachlose, Verfolgte, Migrantinnen und Migranten oder Flüchtlinge. Dietrich Bonhoeffer sagte einst, ‚Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen.‘“

Der Tag der Diakonie wurde wie jedes Jahr am 25. September gefeiert. Die Flüchtlingskrise und der unermüdliche Einsatz kirchlicher Hilfswerke für die seit Wochen nach Ungarn strömenden Menschen gaben dem Gottesdienst aber eine neue Aktualität. So waren neben etwa 200 Diakonie- und Kirchenmitarbeitenden auch internationale Gäste in der über 200 Jahre alten evangelisch-lutherischen Bischofskirche am Deák Ferenc tér vertreten: John Damerell, der derzeit für den Lutherischen Weltbund (LWB) eine mögliche Unterstützung der ungarischen Diakonie prüft, Birgit Löwe, Vorstandsmitglied des Diakonischen Werks der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, und Rachel Eskesen, Landeskoordinatorin für Ungarn im Programm „Young Adults in Global Mission“ der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA), einer weiteren LWB-Mitgliedskirche.

Zu Beginn des Gottesdienstes stellten die Geistlichen ein diakonisches Kreuz in der Kirche auf. In insgesamt sieben Bildern waren auf dem hellen Holz Gesten der Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft dargestellt. Gerade ChristInnen hätten die Pflicht zu helfen, um den diakonischen Gedanken mit Leben zu erfüllen, so Fabiny.

In seiner Predigt wies Bischof Fabiny auf ein Bild hin, das auf der ersten Seite des Programmheftes zum Gottesdienst zu finden war: die berühmte Szene der Fusswaschung, in der Jesus vor Judas kniet – seinem Verräter und dem Einzigen unter den Anwesenden, der ohne Heiligenschein dargestellt ist. „Dieses Handeln soll uns auch 2015 in Ungarn und der EU ein Beispiel sein. Wir sind nur dann als Gemeinde und Gläubige glaubwürdig, wenn wir diakonisch arbeiten und mit Liebe helfen.“

Diesen Punkt unterstrich auch György Kramer, Präsident der Diakonie Ungarn, in seiner Dankesrede und fügte hinzu: „Die ungarische Diakonie bemüht sich mehr denn je, Wege der Hilfe zu finden.“

Im Rahmen des Gottesdienstes übergab die ungarische Diakonie auch Preise unter anderem an Mitarbeitende und Sponsoren, darunter das Diakonische Werk Bayern. Dessen Vertreterin Birgit Löwe sprach vor allem über die Arbeit mit Menschen mit Behinderung und über Inklusion. Die Jahreslosung aus dem Römerbrief, „Nehmt einander an“, sei kein leeres Wort: „Wir müssen uns und andere annehmen, wie Christus uns geschaffen hat.“

In diesem Sinne sollte auch im Umgang mit Flüchtlingen die Offenheit für deren Gaben und nicht die Angst vor dem Anderen den Umgang miteinander bestimmen. „Ja, die Herausforderung ist gross“, so Löwe. „Aber es ist richtig und gut, dass wir Zuflucht bieten, denn Flüchtlinge sind auch Hoffnungsträger mit einem wichtigen kulturellen und beruflichen Erfahrungsschatz, von dem wir profitieren können.““