„Als ich vor 25 Jahren nach Fontaine-l’Evêque kam, da saßen im Gottesdienst acht Menschen“, berichtet Pfarrer Bernard-Zoltan Schümmer von der protestantischen Gemeinde der 8.000-Einwohnerstadt 50 km südlich von Brüssel. „Die Kirche wirkte dunkel. Das Kirch-und Gemeindehaus war in einem sehr schlechten Zustand.“ Auch die Situation in der Stadt war nicht anders. Ursprünglich hatte der Bergbau der Region und der Stadt Reichtum beschert. Mit der Stilllegung der Minen vor 30-40 Jahren begann der Niedergang – auch in der Gemeinde. 

In diese Situation hinein rief die Gemeinde Pfarrer Schümmer – ein dynamischer, junger und aktiver Pfarrer. Er strahlt Energie aus. Von Beginn an hatte er das Gefühl, dass die Gemeinde das Licht braucht, von dem Jesus im Johannesevangelium spricht: „Ich bin das Licht der Welt, wer an mich glaubt, der wird nicht wandeln in der Finsternis.“

„Die Atmosphäre in der Gemeinde und der Stadt war dunkel und depressiv“, beschreibt Schümmer seine Empfindungen von damals. Licht musste dagegen gesetzt werden – auch und gerade mit Kirche. Nur war die leider am Verfallen. Schümmer fand einen fähigen Architekten. Der war allerdings ein Atheist und schaute den Pfarrer skeptisch an, als dieser ihn auf seine Ideen ansprach. Die Skepsis konnte Schümmer überwinden – auch seinen Atheismus. Und gemeinsam gelang beiden ein wunderbarer Umbau des Kirchen- und Gemeindezentrums. Das ganze nannten sie „Projekt Olivier“ (Olivenbaum), als Symbol dafür, dass die protestantische Kirche ein Ort des Segens und des Friedens sein soll. Zum Zeichen dafür steht inzwischen ein alter Olivenbaum im Lichthof des Gemeindezentrums.

Der Umbau dauerte Jahre. Man musste sich Zeit lassen, denn das Geld war knapp. So begeisterten sie  im persönlichen Einsatz viele Mitstreiter, die Kirche mitzubauen. Aus einer dunklen Kirche ist mit viel Kreativität und Licht ein Ort des Segens entstanden.

25 Jahre später hat die Gemeinde 110 Gemeindemitglieder. Ein Sympathisantenkreis von 500-600 Menschen hält sich inzwischen an die Gemeinde. Die vielen Gemeindeaktivitäten und das diakonische Engagement haben die Gemeinde wachsen lassen. Über 100 Menschen besuchen die bunten Gottesdienste, die sich an die reformierte Liturgie halten. Einmal im Monat feiert die Gemeinde mit katholischen Christen einen ökumenischen Gottesdienst. Der diakonische Dienst arbeitet mit städtischen Sozialdiensten zusammen, das „Blaue Kreuz“ kümmert sich um Alkohol- und Drogenabhängige. 

In der Diaspora gibt es protestantische Gemeinden, die wachsen. Schümmer und sein Team sind ein wunderbares Beispiel dafür, dass Gemeinden gegen jeden Trend wachsen können, wenn man mit Liebe und Leidenschaft sich für sie einsetzt. Das macht Mut.

Als GAW sind wir dankbar, dass die Hilfen aus den Projektkatalogen 2004/2005/2008 und 2012 Segen gewirkt haben.