Neues Bethaus in Kamyshin |
Den Besuch im baufälligen Bethaus in Kamyshin werde ich nicht vergessen. Als unsere GAW-Gruppe aus dem Auto ausstieg wurden wir von dem alten Prediger Benno Fischer freudig begrüßt mit den Worten: „Der Friede Gottes sei mit Euch!“ Das war so bewegend, dass einem das Herz aufging, als wir von der traurigen Geschichte der Lutheraner in dieser Stadt an der Wolga hörten, aber dann auch von den Hoffnungen auf Zukunft.
Die Stadt Kamyschin mit ihren rund 117.000 Einwohnern liegt in Südrussland an der Wolga. Hier gab es einst zwei lutherische Kirchen. Sie wurden von den Kommunisten zerstört und die Pfarrer inhaftiert. Benno Fischer hat als Kind Verfolgung und Vertreibung miterlebt. Er gehörte zu denen, die erst 1972 wieder in ihre Heimat zurück durften. 1973 wurde der erste Hausgottesdienst gefeiert. Die Gemeinde wuchs. Schließlich erteilten die sozialistischen Behörden die Genehmigung, ein Gemeindehaus zu bauen. Ab 1983 konnten die Gottesdienste in diesem Bethaus stattfinden. Oft mussten die Gläubigen sich wegen Überfüllung die Predigt im Stehen anhören. Heute zählt die Gemeinde 40–50 Glieder und wächst. Die Gottesdienste werden sowohl auf Russisch als auch auf Deutsch gefeiert. In der Gemeinde gibt es eine Jugendgruppe, ein Blasquartett und einen Frauentreff. Regelmäßig finden Bibelstunden und Hausbesuche bei Kranken statt. Benno Fischer hat inzwischen einen jungen Nachfolger ausgesucht, dem er den Predigtdienst beibringt.
Das alte Gemeindehaus wurde aus gebrauchten Baumaterialien errichtet. Der Baugrund war zudem instabil, so dass sich das Gebäude neigte. Die Heizung fiel aus. So konnte sich die Gemeinde im Winter kaum noch treffen. 2012 musste das vom Einsturz gefährdete Haus abgerissen werden. Der Bau des neuen, multifunktionalen Gemeindehauses ist inzwischen voran geschritten. Räume für Kinder und Jugendliche, eine Bibliothek sowie eine Pfarrwohnung soll darin Platz finden.
Das GAW förderte den Bau in den Projektkatalogen 2012 und 2013 mit 10.000 Euro. Allen Spendern sei gedankt! – Pfr. Enno Haaks
Kommentare