Gestern Abend habe ich dann doch gestaunt: Wenige Stunden zuvor teilte ich auf der GAW-Facebookseite die Nachricht, dass die Vereinigte Protestantische Kirche in Belgien ab sofort homosexuelle Pastoren akzeptieren wird. Schon 2007 hatte die Kirche die Segnung homosexueller Paare eingeführt.

Schon nach kurzer Zeit wurde deutlich, wie groß das Interesse an dieser Nachricht war. An die 900 Menschen hatten sich für das Thema interessiert. Am Montag waren es schon an die 1.300 Personen. Es gab zwei ablehnende Kommentare. Diese Nachricht regt scheinbar an und auf.

Wenige Tage vorher berichteten wir auf der gleichen Facebookseite über die immense Not in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo und den lebenswichtigen Einsatz der reformierten-armenischen Kirche für Menschen in existenzieller Not. Bis heute haben sich dagegen nur knapp über 250 Menschen für dieses Thema interessiert.

Ich möchte in keiner Weise diese so unterschiedlichen Themen miteinander vergleichen. Jedoch wundert mich die Wertigkeit der Wahrnehmung. In Aleppo geht es um den Überlebenskampf von Menschen und unsere Solidarität mit ihnen. Bei der Frage zur Homosexualität geht es um Liebe und Treue zwischen Menschen, die miteinander leben wollen – und unsere Akzeptanz, dass jeder Mensch Anspruch auf Respektierung seiner Würde und Identität hat. Es geht dabei um einen kleinen Teil derer, die eine gleichgeschlechtliche Orientierung haben. Neueren Schätzungen zufolge ist bei 1-3% der Frauen und 4-5% der Männer eine homosexuelle Orientierung vorhanden und gehört zu ihrer Persönlichkeitsstruktur und ist Teil ihrer ganzheitlichen personalen Identität. 

Es gilt, bei diesem Thema – auch wenn es emotional besetzt ist – nüchtern zu bleiben. Und – es geht darum zu fragen, was wirklich wichtig ist. Der Prophet Micha gibt da einen guten Rat: auf Gottes Wort hören, Liebe üben und demütig sein vor unserem Gott. – Pfarrer Enno Haaks